Plötzlich wurde es hell
Russell Tyrone Jones, besser bekannt unter dem illustren Künstlernamen Ol' Dirty Bastard (ODB), verstarb 2004, zwei Tage vor seinem 36. Geburtstag an einer Überdosis Kokain. ODB war der Bad Boy unter den vielen Bad Boys in der 1992 gegründeten Band - aber auch eines der prägendsten Gesichter. Das andere gehört Method Man, dessen rauchige Stimme am Dienstagabend auch schmerzlich vermisst wurde. Ob er schon wieder Dreck am Stecken hat? Gut möglich.
Wie auch immer: Kurz vor 22 h betrat das Mastermind der Band RZA die Bühne. Die Stimmung in der fast ausverkauften Stadthalle war nach dem Gig des Special Guest Denzel Curry schon am Kochen. Es folgte eine von alten Videos auf dem großen Bildschirm untermalte Show, bei der die sieben Rapper die größten Hits zum Besten gaben.
Evergreens wie "C.R.E.A.M." (Akronym für "Cash Rules Everything Around Me), "Protect Ya Neck" oder "Gravel Pit" wurden vom Publikum chorartig mitgesungen. Der guten Stimmung tat auch die Tatsache, dass der Sound nicht immer der Kult-Band aus Staten Island würdig war, keinen Abbruch. Zum größten Fauxpas an diesem Abend kam es nach etwa einer halben Konzertstunde. Urplötzlich gingen die Lichter in der Halle an, was für allgemeine Verwirrung sorgte. Keine Minute später war wieder alles gut - also dunkel.
"Verdammt richtiger Hip-Hop"
Ein bisschen schleimen können die inzwischen handzahm gewordenen Ghetto-Boys auch schon. "Zwölf Stunden sind wir geflogen, um hier vor euch, in der wohl schönsten Stadt der Welt, aufzutreten zu können", rief RZA ins Mikrofon. Süß. Zwischendurch wurde das Publikum immer wieder erinnert, wenn es gerade vor sich hat. "Das ist verdammt nochmal richtiger Hip-Hop", "Hebt die Hände hoch, wenn ihr richtigen Hip-Hop mögt" oder "Das ist Old school" - mit diesen Sprüchen scheinen die Oldmaster des Genres bei ihren Fans immer noch punkten zu können.
Wie alt die Fans inzwischen sind, darauf lieferte eine Live-"Umfrage" der Band an diesem heißen Sommerabend eine Antwort. Laut schreien sollte man, wenn man a) in den 2000ern, b) 1990ern, c) 1980ern oder d) 1970ern geboren wurde. Am lautesten wurde es - wenig überraschend - bei c). Diejenigen, die Wu-Tang Clan in den 1990ern als Teenager erlebt haben, haben sie tatsächlich in ihrer Blütezeit erlebt. Überraschend laut wurde es, als die Millennials dran waren. "Wu-Tang ist Kult, also zeitlos", stellte im Publikum die 31-jährige Joy fest. "So viele Band-Shirts habe ich bei einem Konzert noch nie gesehen".
Was viele Wu-Tang-Fans auch nicht erlebt haben dürften, ist, dass ihre Rap-Legenden die Beatles covern. Ja, RZA, GZA, Ghostface Killah, Raekwon und Co. sangen am Dienstagabend "Come together" und holten so definitiv auch die Älteren unter den 14.000 Anwesenden in der Stadthalle ab.
Nirvana gab es zum Schluss
Relativ knapp war die Reunion mit den Wiener Fans, unter die sich zugegebenermaßen auch viele aus Mitteleuropa gesellt haben. Schon nach fast genau einer Stunde verließen die sieben Herrschaften die Bühne.
Es folgte eine Zugabe, die etwas überraschend endete. Die Kult-Rapper spielten "Smells Like Teen Spirit" von Nirvana, die Hymne der 1990er. Das Publikum empfing das Geschenk mit Wohlwollen. Kult ist eben Kult.
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