Jan Grarup: Spielend der Gefahr trotzen

Der schlanke, drahtig wirkende Jan Grarup sieht mit seinen blonden Wuschelhaaren und den vielen markanten Tätowierungen auf beiden Armen etwas verwegen aus. Man sieht eine Portion Abenteuerlust aus seinen Augen blitzen, ohne die ein Job wie er ihn macht, wohl kaum vorstellbar ist: Seit über 20 Jahren berichtet er aus Krisengebieten unserer Welt.
Projekt Fotobildband
Seit vier Jahren reist er immer wieder nach Somalia für sein Projekt „Caught between War and Famine“ ("Gefangen zwischen Krieg und Hungersnot"). Er will daraus das „größte und schönste Fotobuch“ über Somalia machen, gleichzeitig aber ein so günstiges, dass es sich viele Leute leisten können. Grarup möchte dieses Land wieder ins Bewusstsein der Menschen bringen. Nach über 20 Jahren Bürgerkrieg hat das Medieninteresse nachgelassen: Neue Krisen haben Somalia von der Medienbühne verdrängt.
„They can only kill me only once.“
Die jungen Frauen, die in Mogadischu täglich ihr Leben riskieren um Basketball zu spielen, lernte Jan Grarup "durch Zufall" kennen. Das erzählte er dem KURIER am Donnerstagabend während der Vernissage der World Press Photo 2013 in der Galerie Westlicht. Nach einigen Treffen zwischen dem Fotografen und Suweys, Kapitän der Basketball-Mannschaft, war genug Vertrauen da, um ihre Geschichte zu erzählen, sagt Grarup, der Empathie, Respekt und Zeit als Schlüsselkriterien seiner Arbeit nennt. Denn nur dann wird es möglich komplexe Geschichten zu vermitteln, die die Leute berühren und zum Nachdenken anregen. Auf die Frage Grarups im Vorfeld, ob es nicht zu gefährlich für die Frauen ist, wenn die Geschichte veröffentlicht wird, reagierte Suweys spontan: „Sie können mich nur einmal umbringen.“

Eine positive Geschichte
Am meisten beeindruckte Jan Grarup die Verwandlung der Frauen sobald sie am Basketballplatz waren. Zuerst komplett verhüllt und um so wenig Aufsehen wie möglich bemüht, wurden sie plötzlich lebhafte junge Frauen. Sie scherzen und spielen, sprechen offen und ohne Scheu mit Grarup über ihr Leben und ihre Hoffnungen. Suweys Traum ist es in den USA als Profi-Basketballspielerin zu leben.
Der Wert einer solchen Fotoreportage, die zeigt wie Menschen für Normalität in ihrem Leben einstehen, ist ein hoher. Man verliert leicht aus den Augen, dass auch in Kriegsgebeutelten Ländern Menschen wie Du und ich leben, die Träume haben und versuchen das Beste aus ihrer Situation zu machen. Grarup nennt es einen „glimpse of hope“, einen flüchtigen Moment der Hoffnung, der mindestens genauso viel Nachrichtenwert hat wie „harte“ Meldungen, wenn nicht sogar mehr.

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