Wolfram Paulus gestorben: Wegbereiter für Neuen Österreichischen Film

Der österreichische Regisseur Wolfram Paulus („Heidenlöcher“) ist 62-jährig gestorben

Für März hatte das Filmarchiv Austria noch eine Retrospektive geplant: Unter dem Titel „Filme gegen den Strom“ sollte eine Werkschau des österreichischen Regisseurs Wolfram Paulus gezeigt werden. Der Filmemacher selbst wollte bei möglichst vielen Vorführungen in Wien anwesend sein, um mit dem Publikum seine Arbeiten diskutieren zu können. Doch aufgrund der Corona-Krise konnte die Veranstaltung nicht stattfinden – und nun ist Wolfram Paulus nach schwerer Krankheit im Alter von nur 62 Jahren gestorben.

Der geborene Salzburger – 1957 in Großarl – studierte an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Sein erster Kinofilm „Heidenlöcher“ (1986), ein kritischer Heimatfilm, lief als österreichischer Beitrag auf der Berlinale. In asketischen, von dokumentarischen Elementen geprägten Schwarzweiß-Bildern, erzählt er von einem Deserteur, der sich in den Kriegsjahren 1942/43 in den Höhlen eines Salzburger Gebirgstals versteckt hält. Es geht um Solidarität und Denunziation, und Paulus engagierte – damals noch höchst ungewöhnlich – Laiendarsteller. Seine frühen Filme gelten als Wegbereiter des Neuen österreichischen Films.

Paulus arbeitete nicht nur fürs Kino, sondern schrieb und drehte auch viel fürs Fernsehen. Der ORF zeigt die Beziehungskomödie „Zwei Affären & noch mehr Kinder“ (Samstag, 11.30 Uhr, ORF 2) und „Blutsbrüder teilen alles“ (4.6., 0.05 Uhr, ORF 2) einem Drama, das von einer Bubenfreundschaft Ende des Zweiten Weltkrieges erzählt.

Zuletzt arbeitete Paulus an einer Hitler-Satire mit dem Titel „Berghof“, die er allerdings nicht mehr vollenden konnte.

Anfang September wird in memoriam die abgesagte Retrospektive im Wiener Metro Kinokulturhaus und im Salzburger Das Kino stattfinden. „Heidenlöcher“ ist jetzt im digitalen Heimkino des Filmarchivs zu sehen. (www.filmarchiv.at/channel/81263/)

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