Der letzte Film von "Good Bye, Lenin!"-Regisseur Wolfgang Becker

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Charly Hübner als falscher DDR-Held verstrickt sich in Lügen in Wolfgang Beckers Tragikomödie "Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße".

Wer sich an die „Massenflucht aus der DDR“ im Jahre 1983 nicht erinnern kann, muss sich keine Sorgen um sein Gedächtnis machen. Oder um seine Schulbildung.

Es hat diese Massenflucht nie gegeben.

Die Story von einer Ost-S-Bahn, die durch eine falsche Weichenstellung am Bahnhof Friedrichstraße nach West-Berlin abbog und 127 Fahrgästen die Freiheit verpasste, ist erfunden. Sie ist Teil eines gleichnamigen Romans, den der deutsche Filmemacher Wolfgang Becker zu einer warmherzigen, sanftmütigen Satire verarbeitete.

Den fertigen Film hat Becker selbst nicht mehr gesehen. Der „Good Bye, Lenin!“-Regisseur starb nach Abschluss der Dreharbeiten im Alter von nur 70 Jahren. In seinem Sinn hat Kollege Achim von Borries Beckers Werk zu Ende geführt.

Charly Hübner verkörpert kongenial einen netten Schlurf namens Micha Hartung, der als Betreiber einer Berliner Videothek aus dem letzten Loch pfeift, als plötzlich ein Journalist zur Tür herein schwebt. Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Berliner Mauerfalls will er einen Knüller-Artikel schreiben. Seine Recherchen haben ergeben, dass Micha 1983 als Stellwerkmeister die Weiche umgelegt hat. Er bittet um ein Exklusiv-Interview.

Serienheld Daniel Brühl

Tatsächlich handelte es sich um ein Missgeschick und keineswegs um eine mutig von langer Hand geplante Fluchthilfe. Micha verstrickt sich immer mehr in eine Lüge, wird zum Nationalhelden der Ex-DDR stilisiert und in Talkshows herumgereicht. Sogar eine Serie über sein Leben ist in Planung, in der „Good Bye, Lenin!“-Star Daniel Brühl die Hauptrolle übernehmen soll.

Mit leiser Ironie versammelt Wolfgang Becker all jene, die an der gemeinsamen Vergangenheit mitschreiben wollen – vom zerzausten, ehemaligen DDR-Widerstandskämpfer bis zum feisten Ex-Stasi-Agenten. Wie immer geprägt von großer Menschenliebe, gelingt ihm ein zärtliches und streckenweise auch sehr lustiges Porträt deutscher Befindlichkeit zwischen Erinnerungskultur und Vergangenheitsbewältigung.

INFO: D 2025. 112 Min. Von Wolfgang Becker. Mit Charly Hübner, Christiane Paul.

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