Der Austropop-Querverbinder Wilfried ist tot

Wilfried Scheutz im Vorjahr
Austropop-Legende Wilfried Scheutz erlag 67-jährig einem Krebsleiden.

Austropop-Legende Wilfried ist tot. Er starb im Alter von 67 Jahren. Der Songwriter, Schauspieler und Sänger erlag am Sonntag einer Krebserkrankung.

Wilfried Scheutz – auf der Bühne nur als „Wilfried“ bekannt – galt als Pionier der „Neuen Volksmusik“. Er verband das scheinbar Unvereinbare: Volksmusik, Pop und Rock. Zeitlebens wehrte er sich gegen „Schubladisierung“, wie er selbst stets betonte. Auch die Karriere des gebürtigen Goiserers verlief nicht linear: Mit „Mary, Oh Mary“ schaffte es der Querdenker 1973 an die Spitze der Ö3-Charts, mit „Ziwui, Ziwui“ lieferte im selben Jahr einen weiteren Hit. Nach einem kurzen Abstecher zur Ersten Allgemeinen Verunsicherung, deren erster Sänger er war, widmete sich Wilfried wieder seiner Solokarriere: Hits wie „Nights in the City“, „Highdelbeeren“, „Lass mi bei dir sein“ und „Ikarus“ folgten.

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Höhen und Tiefen

1988 markierte einen Tiefpunkt in der Karriere des Oberösterreichers: Beim Eurovision Song Contest in Dublin landete er mit „Lisa Mona Lisa“ auf dem letzten Platz – mit null Punkten. Durch die folgende mediale Schelte ließ er sich jedoch nicht unterkriegen – er verarbeitete sie kreativ in seiner Single „Danke Österreich“ und im Kabarettprogramm „Schrott sei Dank“. In den folgenden Jahren betätigte sich Wilfried auch immer wieder als Schauspieler: So war er in den 90ern etwa bei Theaterfestspielen in Berndorf oder unter der Regie von Elfriede Ott in Maria Enzersdorf auf der Bühne zu sehen.

Ohne Musik ging es für den Entertainer, der bereits mit 14 Jahren seine erste Band hatte, aber doch nicht: 1996 gründete Wilfried das A-capella-Projekt 4xang - „ein Männer-Xangsverein auf der Suche nach dem Sinne des Singens“, wie er es selbst beschrieb.

„Das Schicksal ist ein wildes Ereignis“

Erst im Juni war sein viel gelobtes Album „Gut Lack“ erschienen. Die Platte, die stark von seiner Krebserkrankung geprägt ist, sollte seine letzte sein - live spielen konnte er sie nicht mehr. „Das Schicksal ist ein wildes Ereignis“, sagte Wilfried in seinem letzten Interview mit dem KURIER Ende Mai.

Auf „Gut Lack“ machte der unangepasste Musiker noch einmal seinem Unmut Platz – etwa gegen Wutbürger: „Jeder Trottel haut auf den Tisch, ohne sich zu informieren, und schreit, bevor er überhaupt überrissen hat, was gemeint ist. Diese Entwicklung ist eine totale Katastrophe.“ Nach dem Motto „A bisserl was geht immer“ - einer der Songs des Albums - ruhte sich Wilfried auch musikalisch nicht aus: Sohn Hanibal, der in der Band 5/8erl in Ehr’n Kontrabass spielt und mit dem Wilfried in der Jazzformation Fathers'n'Sons zu hören war, sorgte unter anderem für die rockigen Sounds. Das Album klingt jedoch mit ruhigeren Tönen aus – und der Frage „Was wird aus uns, wenn wir …?“

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