Wiener Weltklasse trifft auf japanische Elite - im Konzerthaus

Virtuos inmitten Edvard Griegs Klangfluten: Pianist Buchbinder.
Von: Susanne Zobl
Edvard Griegs Klavierkonzert in a-Moll, eines der fordernden Stücke für Pianisten, zählt zu den Paradestücken Rudolf Buchbinders. Mit Mehta brillierte er damit beim Sommernachtskonzert 2015 in Schönbrunn. Auch auf Aufführungen mit Thielemann und den Münchner Philharmonikern, mit Chailly und der Filarmonica della Scala (im Vorjahr in Grafenegg) kann er zurückblicken.
Bei der aktuellen im Konzerthaus mit dem NHK Symphony Orchestra und dessen Chefdirigent Fabio Luisi ließ Buchbinder wieder neue Facetten entdecken. Er setzte auf Ausdruck, ließ einen Hauch von Schumann durchwehen, von dem das Werk inspiriert ist. In manchen Passagen hat es ein Pianist nicht leicht, sich gegen die Griegschen Klangfluten durchzusetzen. Nicht aber Buchbinder. Seine Anschläge sind so klar, so deutlich, so virtuos, dass er zum Kraftzentrum im groß besetzten Orchester wird. Atemberaubend schlägt er im lyrischen Teil zartfühlende Kapriolen. Fulminant kehrt er die tänzerischen Passagen hervor. Wenn seine Finger über die Tasten tanzen, evoziert das Bilder von springenden Trollen. Die Ovationen dauerten bis lang in die Pause.
Das NHK wurde 1926 gegründet und zählt zu den Spitzenorchestern Asiens. Karajan, Ozawa, Boulez und Barenboim gastierten an seinem Pult. 2022 übernahm Luisi dessen Leitung. Bei Mahlers „Vierter“ setzte er auf den weichen, warmen Klang des Orchesters. Ausgezeichnet agierten die Bläser. Musiziert wurde mit Höchstdisziplin. Berührend ließ Luisi Wienerisches Flair durchwehen. Deutlich ließ der Konzertmeister in seinem Solo „Freund Hein spielt auf“ das Dämonische hören. Sopranistin Ying Fang intonierte betörend „Das himmlische Leben“. Jubel.
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