Wie der neue Chef der Bühne Baden einen weltweiten Musical-Hit nach NÖ holte

Einen besseren Einstand gibt es wohl nicht: Andreas Gergen bringt als Auftakt seiner ersten Spielzeit als Chef der Bühne Baden das wohl heißeste Musical der Welt auf die Bühne. „Wicked“ (ab 3. 10.) war zuletzt ein riesiger Filmhit, der zweite Teil kommt noch heuer in die Kinos. Im KURIER-Gespräch zeigt sich Gergen selbst erfreut über den Coup - und erklärt, warum er bis auf weiteres keine Oper spielen will und warum man Operette ernst nehmen sollte.
Eigentlich, sagt Gergen, wollte er mit einem anderen Musical starten, das ging jedoch nicht. „Ich bin froh, dass ich in diese Lage gekommen bin, mir noch mal Gedanken machen zu müssen“, erzählt er mit einem Schmunzeln. „Denn ich habe mich dann eines alten Kontaktes erinnert. Ich habe 1999 in Berlin bei der Uraufführung von Disneys ,Der Glöckner von Notre Dame' mitgespielt und habe dort all diese Kreativen kennengelernt.“ Darunter: Steven Schwartz, den späteren Komponisten von „Wicked“. „Wir haben uns sehr gut verstanden, haben den Kontakt gehalten. Und dann habe ich ihm geschrieben, ob wir nicht ,Wicked' haben dürfen. Und er hat gesagt: Go for it.“
Sieben Produktionen bringt Andreas Gergen in seiner ersten Saison als künstlerischer Leiter der Bühne Baden. Als erste Premiere wurde für 3. Oktober die österreichische Erstaufführung des Musicals „Wicked“ von Stephen Schwartz und Winnie Holzman angekündigt.
Es folgen Franz Lehárs Operette „Die lustige Witwe“ (Regie: Henry Mason, ab 7. November), die deutschsprachige Erstaufführung des Musicals „Matilda“ nach Roald Dahl mit der Musik von Tim Minchin (ab 12. Dezember), weiters „The Sound of Music“ von Rodgers/Hammerstein in Kooperation mit dem Salzburger Landestheater, u. a. mit Lukas Perman und Maya Hakvoort (ab 6. Februar). Die Produktion hat Gergen selbst gemeinsam mit seinem Partner Christian Struppeck inszeniert. „Das hat nichts an Aktualität verloren“, sagt Gergen.
Außerdem am Spielplan: „Frau Luna“ von Paul Lincke (ab 13. März) sowie „Die Comedian Harmonists“ (ab 28. März). Neu ist ein junges Ensemble namens „Young Artists“, das „Songs for a New World“ (ab 31. 10. im Max-Reinhardt-Foyer) bringt.
Nun hat aber der Komponist ja nicht alle Entscheidungsmacht. „Dazwischen lag dann noch ein gutes halbes Jahr Nervenkrieg und harte Verhandlungen mit dem Verlag und dem Original-Lizenzgeber“, sagt Gergen,d er am Mittwoch sein Programm im Stadttheater präsentierte. „Es gab sehr viele Abstimmungsprozesse!“ Gergen musste sein Regiekonzept in den USA einreichen - es wurde angenommen, und so „können wir unsere ganz eigene Version und Fassung auf die Bühne bringen“, freut sich Gergen. Man könne ihn Baden nicht den Aufwand einer Großproduktion betreiben - er konzentriere sich daher auf die Charaktere und knüpfe auch hier an die Weltgeschichte der 1930er an. „Diesen politischen Ansatz in diesem Stück zu sehen, hat den Amerikanern gut gefallen“, sagt er.
Aber „Wicked“ ist wohl schwierig zu besetzen - immerhin hat man da Ariana Grande und Cynthia Erivo aus der Verfilmung noch sehr im Kopf? „Ja!“, sagt Gergen. Auch die Besetzung musste mit den USA abgestimmt werden. „Wir haben eine tolle Besetzung gefunden!"
Was er nicht auf die Bühne bringt, ist Oper. „Ich liebe Oper und ich möchte es nicht ausschließen, dass im Laufe der nächsten Spielzeiten auch wieder Oper auf dem Spielplan erscheint“, sagt Gergen. Vorerst aber konzentriert er sich auf Musical und Operette. „Ich möchte das Profil des Hauses schärfen.“ Ein neu gegründetes junges Ensemble namens „Young Artists“ soll dem Nachwuchs eine Plattform bieten, etwa in „Songs for a New World“ (ab 31. Oktober im Max-Reinhardt-Foyer).
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