Wiener Staatsoper: Ein musikalisch grandioses „Ring“-Finale

Müsste man den stärksten Moment dieser Aufführung von Richard Wagners „Götterdämmerung“ nennen, fiele das sehr schwer. Denn Dirigent Axel Kober entfaltete mit dem Wiener Staatsopernorchester fulminantes Klangfarben-Gefühlstheater. Die Nornen-Szene zu Beginn kann sich ziehen, nicht bei Kober. Er führte mit Verve und einem Höchstmaß an Präzision durch, flugs waren die Spinnerinnen des Lebensfadens (vorzüglich Noa Beinart, Stephanie Houtzeel und Regine Hangler, die auch als Gutrune überzeugt) abgetaucht.
Er setzte auf große Emotionen, mit Hingabe folgte ihm das Orchester, spielte seine philharmonischen Qualitäten aus. Herrlich die „Rheinfahrt“, und so atemberaubend hört man den „Trauermarsch“ selten. So famos, wie hier musiziert wurde, wurde auch gesungen.
Nina Stemme demonstrierte, dass sie eine konkurrenzlose Brünnhilde ist. Ihr wunderbarer Sopran betört nicht nur, wenn sie kraftvoll ihre Höhen schmettert. Michael Weinius ist ein ganz besonderer Siegfried. Kein Brüll-Heldentenor, sondern ein famoser Gestalte. Köstlich, wie er Sven-Eric Bechtolfs auch nach Jahren gut funktionierende Inszenierung für komödiantische Momente nützt. Etwa, wenn er seine Kraft im Dialog mit Hagen, famos Albert Dohmen, demonstriert oder ihm den Speer wegschießt.
Jochen Schmeckenbecher ist ein vorzüglicher Alberich. Szilvia Vörös’ bestechende Waltraute zeigt, wie hoch das Niveau im Ensemble ist, ebenso Clemens Unterreiner als überzeugender Gunter. Brillant die Rheintöchter (Joanna Kędzior, Patricia Nolz, Stephanie Maitland). Diese bejubelte Besetzung lässt nur einen Wunsch offen: Man möchte sie nicht mehr missen. Am Wochenende beginnt die zweite „Ring“-Runde.
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