Fünf Premieren quer durch die Operngeschichte

Staatsoperndirektor Dominique Meyer freut sich über eine hohe Auslastung
Verdi, Puccini und drei neue Werke im Haus am Ring, dazu eine Kinderoper und eine neue Spielstätte. Dominique Meyer: „Es geht uns gut“

Es gebe ja Menschen, für die Auslastungszahlen nicht so wichtig seien, konterte Staatsoperndirektor Dominique Meyer anlässlich der Präsentation der Spielzeit 2015/’16 seinen Kritikern. "Aber was würde man schreiben, wenn die Auslastung nicht gut wäre?" Sie ist es ohne jeden Zweifel und liegt bei 99 Prozent.

24,1 Millionen Euro hat die Staatsoper in dieser Saison bis 7. April eingenommen (fast eine Million mehr als zuletzt). Meyer: "Es geht uns gut." Ein weiterer Beweis dafür: "Wir haben 50 Prozent mehr Einnahmen als alle drei Berliner Opernhäuser zusammen." Die von der Regierung beschlossene Erhöhung der Umsatzsteuer von zehn auf 13 Prozent wird künftig an die Besucher weitergegeben. Tickets müssten somit um 2,7 Prozent teurer werden. Meyer: "Aber nicht Stehplatz- und Kinderkarten."

Apropos Kinder: Für diese (und nicht nur für sie) gibt es ab 23. Dezember ein Auftragswerk der Staatsoper ("Fatima, oder von den mutigen Kinder"), komponiert von Johanna Doderer. Allerdings im großen Haus. An der neuen Spielstätte, dem Theater in der Walfischgasse, werden die Wiederaufnahmen von "Undine" sowie "Pünktchen und Anton" (insgesamt 40 Vorstellungen) laufen. Meyer verteidigt die Anmietung: "Vielleicht ist es nicht die optimale Lösung. Aber das Theater ist nicht weiter von der Staatsoper entfernt als das Bühnentürl vom Kinderzelt auf dem Dach."

Meyer hat auch kein Problem damit, wenn die Staatsoper als "Touristenoper" bezeichnet werde: "Ein Drittel sind Touristen. Das sind solche, die genau wissen, was sie in Wien sehen wollen und auch Geld hier lassen." Zur generellen finanziellen Ausstattung meint er: "Das kann so nicht weitergehen, wenn wir nicht zusätzlich etwas bekommen." Er drückt "Minister Josef Ostermayer die Daumen", dass er mehr Geld für die Oper rausholt.

Kulmans Opernrückzug

Aber nun zum Künstlerischen: Neben der Kinderoper gibt es fünf Premieren. Verdis "Macbeth" löst in der Regie des hier völlig unbekannten Christian Räth die unsägliche Inszenierung von Vera Nemirova ab. "Turandot" wird von Hausdebütant Gustavo Dudamel dirigiert. Und von Marco Arturo Marelli inszeniert, was ungewöhnlich ist, weil dieser heuer bei diesem Werk schon in Bregenz Regie führt. Die restlichen Premieren bringen Stücke, die noch nie am Ring liefen: Humperdincks "Hänsel und Gretel" mit Christian Thielemann am Pult und leider nicht mit Elisabeth Kulman (war geplant als Hänsel). Sie hat gegenüber Meyer angekündigt, keine Opern mehr singen zu wollen. Dazu Janáčeks "Sache Makropulos" mit dem Regie-Statiker Peter Stein sowie "Drei Schwestern" von Peter Eötvös, das bei den Festwochen 2002 zu sehen war.

Die Premieren der Wiener Staatsoper: Giuseppe Verdis Macbeth (4. 10.). Regie: Christian Räth; Dirigent: Alain Altinoglu. Mit Ludovic Tézier, Tatjana Serjan.

Engelbert Humperdincks Hänsel und Gretel (19. 11.). Regie: Adrian Noble; Dirigent: Christian Thielemann (sechs Aufführungen). Mit Daniela Sindram, Chen Reiss, Michaela Schuster.

Leos Janáčeks Die Sache Makropoulos (13. 12.). Peter Stein/Jakub Hrůša; Laura Aikin singt die Emilia Marty. Peter EötvösDrei Schwestern (6. 3. 2016). Eötvös dirigiert selbst, Yuval Sharon inszeniert. Mit Olga Bezsmertna, Margarita Gritskova, Ilseyar Khayrullova.

Puccinis Turandot (28. 4.). Marco Arturo Marelli/Gustavo Dudamel. Mit Johan Botha, Lise Lindstrom, Anita Hartig. Im Repertoire singt Jonas Kaufmann zwei Mal den Cavaradossi in "Tosca", Anna Netrebko ist in "Eugen Onegin" und "Manon Lescaut" zu hören.

Fatima, oder von den mutigen Kindern ist der Titel der Kinderoper im Großen Haus. Johanna Doderer hat die Musik komponiert; das Libretto stammt von René Zisterer. Regie führt Henry Mason. Dirigent: Benjamin Bayl.

Im Ballett zeigt Manuel Legris einen nach den Choreografen Stephan Toss, Christopher Wheeldon und Jerome Robbins benannten Abend. Der Ballettchef selbst choreografiert das Handlungsballett Le corsaire. Dazu gibt es die Nurejew-Gala; in der Volksoper zeigt das Staatsballett Die Schneekönigin in einer Choreografie von Michael Corder.

Mit fünf Premieren wartet die Wiener Staatsoper in der Spielzeit 2015/16 auf. Hinzu kommen eine Kinderopernuraufführung sowie drei Ballettpremieren. Im Folgenden eine Übersicht:

PREMIEREN

Premierendatum

Oper

Dirigent

Regie

04. Oktober 2015

"Macbeth" von Giuseppe Verdi

Alain Altinoglu

Christian Räth

19. November 2015

"Hänsel und Gretel" von Engelbert Humperdinck

Christian Thielemann

Adrian Noble

13. Dezember 2015

"Vec Makropulos" von Leos Janacek

Jakub Hrusa

Peter Stein

06. März 2016

"Tri Sestri" von Peter Eötvös

Peter Eötvös

Yuval Sharon

28. April 2016

"Turandot" von Giacomo Puccini

Gustavo Dudamel

Marco Arturo Marelli

KINDEROPER

Premierendatum

Oper

Dirigent

Regie

23. Dezember 2015

"Fatima" von Johanna Doderer (UA)

Benjamin Bayl

Henry Mason

BALLETTPREMIEREN

Premierendatum

Stück

29. Oktober 2015

Dreiteiliger Abend mit "Blaubarts Geheimnis" (Ausschnitt) choreografiert von Stephan Thoss mit Musik von Philip Glass, "Fool's Paradise" choreografiert von Christopher Wheeldon mit Musik von Joby Talbot und "The Four Seasons" choreografiert von Jerome Robbins mit Musik von Giuseppe Verdi

20. März 2016

"Le Corsaire" in der Choreografie von Manuel Legris

26. Juni 2016

Nurejew Gala 2016

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