Furioser Saisonbeginn für Wiener Philharmoniker mit Martha Argerich und Tugan Sokhiev

SWITZERLAND-ARGENTINA-MUSIC
Die Wiener Philharmoniker mit Martha Argerich und Tugan Sokhiev.

Von Susanne Zobl

Ein Elite-Orchester muss mehr können als nur gut spielen. Es muss auch die Besetzungen mit den Werken abstimmen. Bei ihrem ersten Abonnement-Konzert übertrafen sich die Wiener Philharmoniker in allen Belangen selbst, als sie Martha Argerich auf den Dirigenten Tugan Sokhiev treffen ließen. Eröffnet wurde mit Sergej Prokofjews 3. Klavierkonzert in C-Dur, ein Werk, das den Solisten extrem fordert. Die Grande Dame der Pianisten war dabei ganz in ihrem Element. Mit Leichtigkeit ließ sie ihre Finger in rasanten Läufen über die Tasten rasen, faszinierte mit harten Anschlägen, die sie oft wie feine Stiche ansetzte. Geschmeidig changierte sie zwischen Espressivo und zarten Passagen. Sokhiev schaffte ihr mit dem einzigartigen Orchesterklang ein ideales Ambiente. Verstörend generierte er in den entsprechenden Passagen einen kalten Sound, als würde er ins Reich der Eiskönigin führen. Die Ovationen des Publikums erwiderte Argerich mit einer Zugabe. Bei der Reprise im Wiener Konzerthaus (25.9.) und auf der Tournee mit den Wiener Philharmonikern, die nach Bratislava, Hamburg und Luxemburg führt, ersetzt sie der junge Wiener Pianist Lukas Sternath.

 

Bei der Orchestersuite „Petruschka“ von Igor Strawinsky ließ Sokhiev die Musik zu einem furiosen Klangtheater werden. Zu Beginn erzeugte er eine authentische Jahrmarktatmosphäre. Dort ließ er die Puppen tanzen und arbeitete die Schnittstellen zwischen Figur und Menschlichem deutlich heraus. Präzise modellierte er jede Szene dieses Eifersuchtsdramas um den Kasper Petruschka, der eine Ballerina liebt, von deren Rivalen erstochen wird und am Ende als triumphierender Geist zurückkehrt. Die Philharmoniker musizierten wie elektrisiert. Surrende Geigen, virtuose Holzbläser, exzellent die in beiden Werken geforderte Solo-Flöte. Schwelgerisch gerieten die von Lanner inspirierten Walzerpassagen. Mit dem furios gespielten Finale versetzte Sokhiev das Publikum in Euphorie.