Wiener Philharmoniker in die Außenbezirke!
Sehr geehrtes Kulturamt!
Täglich liest man in den Medien, wo überall gespart werden muss. Da fragt man sich schon, was der Finanzminister in den vergangenen Jahren gemacht hat. Mir geht es nun um die Wiener Philharmoniker, die von der Stadt Wien keine Förderung mehr für das Sommernachtskonzert bekommen sollen. Ich halte das für eine Schande. Und ich wende mich mit folgendem Antrag an Sie: Das Orchester möge das Wort „Wiener“ aus seinem Namen streichen, wenn die Stadt so damit umgeht. Das wäre angemessen.
Mit empörten Grüßen, A. G.
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Sehr geehrter A. G.,
vielen Dank für Ihren Antrag, dessen Einlangen wir hiermit bestätigen (Geschäftszahl 29/2025). Allerdings müssen wir Ihr Begehr nicht nur aktuell ablehnen, sondern werden ihm auch keinerlei zukünftige Verfolgung zukommen lassen, weil wir das festen Überzeugung sind, dass sich die Wiener Philharmoniker weit über das Tagesgeschehen hinaus erheben und eine dauerhafte Komponente österreichischen Kulturschaffens sind. Soll heißen: Die amtierende Kulturstadträtin wird rascher vergessen sein, als die Wiener Philharmoniker über solche Fragen überhaupt diskutieren können.
Darüber hinaus würde sich die Frage stellen, wie denn die Wiener Philharmoniker stattdessen benannt werden sollten? Bundes-Philharmoniker:innen? (Aber nur so lange, bis Andreas Babler auch Kürzungen vornimmt.) Musikvereins-Orchester, formerly known as Wiener Philharmoniker? Best Orchestra of the world, based in Vienna? Privater Orchesterverein von Staatsopernmusikern außerhalb der Staatsoper? Sie sehen schon die Schwierigkeiten, wenn ein seit 1842 bestehender Klangkörper versucht wäre, auf solche Entwicklungen zu reagieren.
Wir stehen jedoch nicht an zuzugeben, dass auch wir im Kulturamt die Gefährdung des Sommernachtskonzerts durch Kürzungen von finanzieller Zuwendung für falsch halten. Noch dazu von Seiten sozialdemokratischer Kulturpolitik, die unserem Verständnis nach größtes Interesse haben müsste, die Wiener Philharmoniker den Menschen in Wien gratis zugänglich zu machen.
Auch in Hinblick auf den Werbewert, den dieses Konzert hat, wirkt die Streichung kontraproduktiv. Wahrscheinlich müssten die Wiener Philharmoniker unter Ausschluss der Öffentlichkeit nur mit Frauen in den Außenbezirken spielen, um garantiert gefördert zu werden. Dieses Orchester kennend, gehen wir allerdings davon aus, dass in dieser Angelegenheit das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.
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