Im Zentrum steht ein Künstler aus Guinea, der aus Kanthölzern Baum-Skulpturen bastelt. Nebenbei übernahm Barry Ahmad Talib einige Hausmeisterarbeiten, wie Wouters in Programmblatt erklärt: Er vermag bereits an der Art, wie jemand klingelt, zu erkennen, wer vor dem blauen Tor steht. In „A Day is a Hundred Years“ (noch am 9. und 10. Juni um 20.30 Uhr im Odeon) läuft ein prototypischer Tag ab – aus der Perspektive des Künstlers, der zwischendurch die Klingel besingt.
Illusionsmaschine
Doch Wouters schafft in erster Linie Räume. In seinem 75-minütigen Szenenreigen kombiniert er einen barocken Guckkasten aus Kulissen, in der Tiefe gestaffelt, mit einer Drehbühne: Quasi am laufenden Band gleiten Boten, Künstler, Musiker ans Tor. Der Tag neigt sich, eine Laterne zieht ihre Kreise, leere Flaschen und Abfall werden an die Fabrikmauer „gespült“. Die folgende Verwandlung hat sich bereits angekündigt, der Scooter-Fahrer ist dennoch verblüfft über die neue Zweckarchitektur: Er klettert auf den illusionistisch gemalten Baum (Trick 17: die Kulisse senkt sich) und überwindet die Barriere. Um vor der gleichen Situation zu stehen.
Wouters macht liebevoll analoges Theater. Über eine harmlos-poetische Selbstbespiegelung mit Augenzwinkern kommt der höflich beklatschte Abend aber nicht hinaus.
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