„All Before Death is Life“: Scheitern beim Scheitern als Programm

Dieser Abend ist gescheitert. Mit Bomben und Granaten. Denn nichts von dem, was die Wiener Festwochen als „Weltpremiere“ angepriesen haben, ist eingetreten. „Eine Streichholzschachtel, Schnürsenkel und ein Funke Melancholie – mehr braucht der bildende Künstler und Performer Benjamin Verdonck nicht für seine Soloperformance ,All Before Death is Life‘“: So steht es im Programmbuch. Tatsächlich aber spielt der „Allroundkünstler“ aufdringlich mit viel Essen.
Die natürlich absichtlich gescheiterte „Hokuspokus“-Show, die am Montag im Schauspielhaus Premiere hatte, war auch nicht, wie angekündigt, auf Deutsch mit englischen Übertiteln und keinesfalls für Kinder ab acht Jahre geeignet: Verdonck ließ seelenruhig eine Butter in der Hand zerrinnen – sichtbehindert mit der Verpackungsfolie vor den Augen.

Zunächst erzählte er lang und breit auf Englisch, dass er eine Multi-Media-Show vorbereitet hätte, aber der Truck mit dem Equipment sei nicht angekommen. Mehr noch: Der Techniker, mit dem er zwei Monate zusammengearbeitet hätte, wollte ihn plötzlich nicht kennen. Verdonck hatte aber im Scheitern unendlich viel Glück: Milo Rau, der Intendant, fungierte als Übersetzer (na ja). Und weil der Techniker fehlte, ließ der Spaßvogel Kinder an die Hebel der Macht. Gleich sieben Mädchen meldeten sich: Sie durften die Knöpfchen für Licht, Ton und Nebelmaschine drücken.
Verstümmelungen
Sie sahen, wie Verdonck müden Slapstick machte und Porträts – von Mona Lisa bis Elon Musk – mit Salami, Tomatenscheiben und Reiswaffeln belegte. Auf Putin schlug er ein rohes Ei, die Verstümmelungen eines Kriegsversehrten brachte er mit Clever-Joghurt zum Verschwinden. Die Mädchen ließ er Schilder mit weisen Erkenntnissen über die Bühne tragen. Und zum Schluss durften sie viel bunte Farbe über ihn schütten. Tja – alles vor dem Tod ist Leben. Aber so banal und mit dem Holzhammer erzwungen muss es nicht sein.
Kommentare