Beim Auftakt mit Mieczysław Weinbergs „Sinfonietta Nr. 1“ ließ das Orchester seine Qualitäten hören. Flexibilität, Dynamik und ausgezeichnete Bläser. Manche Passagen klangen wie Schostakowitsch durch einen zarten Klezmer-Filter. Mit Tiefsinn erklang die Schwermut im langsamen Satz. Da wurde die Beklemmung des von Stalin verfolgten Komponisten spürbar.
Bei Max Bruchs Violinkonzert in g-Moll ließ Rachlin seinen Geiger-Kollegen Nikita Boriso-Glebsky brillieren und brachte das Werk zum Pulsieren. Solist und Orchester agierten in Harmonie. Verstörend schön gestaltete Boriso-Glebsky die melancholische Weise und brachte sein Instrument innig zum Singen. Was für eine Melodieführung! Eloquent gerieten die fordernden Passagen im Finalsatz. Mit purer Virtuosität überwältigte er bei seiner Zugabe, Schuberts „Erlkönig“ (Fassung von Heinrich Wilhelm Ernst). Da wurde das Dämonische in Goethes Ballade zur Musik.
Bei Tschaikowskys „Vierter“ in f-Moll spielte Rachlin seine Gabe, die Essenz eines Werks zu vermitteln, famos aus. Da stand ein Künstler am Pult, der Musik wahrhaftig spürt. Sein sehr gut disponiertes Orchester folgte ihm höchst konzentriert. Auch hier sind die Bläser hervorzuheben. Das Andantino geriet zur sublimen Verführung zum Schwelgen. So triumphiert Musikalität. Das Finale versetzte das Publikum in Euphorie. Drei Zugaben und noch mehr Ovationen!