Wenn Lang Lang das Publikum fast zur Raserei treibt

Im Vorfeld zu seinen Auftritten im Wiener Konzerthaus ist sie wieder aufgetaucht, leider, die Frage nach der musikalischen Substanz in den Interpretation von Lang Lang. Was soll’s? Der chinesische Pianist ist DER Klavierstar unserer Tage. Das Publikum zeigte am Sonntagabend (24. Februar) nach der zweiten Zugabe (einem chinesischen Volkslied) seine Begeisterung mit stehenden Ovationen. Lang Lang dankte mit zwei weiteren Encores (beide von Chopin).
Drei Sonaten von Mozart hatte Lang Lang für den ersten Konzertteil ausgesucht. G-Dur KV 283, Es-Dur KV 282 und a-Moll KV 310. Ähnlich den fiktiven Wegbereitern von Robert Schumann – Eusebius, Florestan und Meister Raro – war man als Zuhörer mit drei verschiedenen Mozart-Interpretationen konfrontiert.
Klavierklang vom Feinsten durchzog auch nach der Pause den bis auf den letzten Platz gefüllten Großen Saal. Denn Lang Lang spielte Frederic Chopins "Vier Balladen", bezauberte mit selten gehörten Stimmen und Stimmungen und wunderbaren Pianostellen.
Abweichen vom "gelehrten Weg"
Es stimmt, seine unglaublichen technischen Möglichkeiten verführen den Tastentiger manchmal dazu – tendenziell bei besonders schweren Passagen – , nicht der Musik, sondern seinen Fingern zu folgen. Ja, es gibt manch stilistisches Abweichen vom "gelehrten" Weg, was Wiederholungen, Verzierungen oder Tempi betrifft.
Und ja, George Gershwins "Rhapsody in Blue", die Lang Lang am Freitag mit dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien unter Cornelius Meister gespielt hat, war mit zu viel Rubati-Zuckerguss garniert. Aber: mit seinem herrlich lebendigen Spiel macht der Pianist all das vergessen. Und übrig bleibt ein tolles Konzerterlebnis.
KURIER-Wertung: ***** von *****
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