"Wahnsinnig nervig": Viel Wald beim Dreh im hohen Norden

Maeve Metelka und Sebastian Bezzel beim Dreh bei Karlstift (NÖ). Der Film soll 2026 in die Kinos kommen.
Von Peter Temel und Georg Krierer
Karlstift im nördlichen Waldviertel. Die Ortschaft liegt auf 936 Metern Seehöhe, zählt 132 Einwohner. Im Juli wurde diese Zahl wohl beinahe verdoppelt, weil ein großer Filmdreh Einzug hielt. Bis Mittwoch entstand hier die neue Horrorkomödie „Body Farm“ .
Warum man hier dreht und nicht nahe einer Stadt, wo es mehr Infrastruktur gibt? Beim Setbesuch erfahren wir von der Film AG (die mit Wüste Film produzierte), dass die Location Scouts hier mehrere gute Schauplätze auf kleinem Raum vorfanden: Ein einsames Haus, ein altes Schlachthaus (als Labor), ein Wirtshaus, einen Teich und vor allem: Wald, sehr viel Wald.
Debüt
Für den Schauspieler Michael Fuith und Regisseur Manuel Johns ist es die erste Langfilm-Regie. Fuith, der in Marvin Krens Horrorfilm „Rammbock“ (2010) seine erste Hauptrolle hatte, sagt: „Ich bin ein großer Horror-Fan und mag auch Komödien. Aber wir wollten den Horror nicht zu groß aufdrehen, damit es gemächlicher bleibt. Damit einem nicht gleich schlecht wird im Kino.“ Johns, der bisher vor allem Kurzfilme und Musikvideos drehte, ergänzt: „Wir wollten einen Blumenstrauß aus Romantik, Komödie, Horror – und nicht ein Genre hart treffen. Insgesamt würde ich es einen Abenteuerfilm nennen.“

Regie-Duo im Wald: Michael Fuith und Manuel Johns (re.).
Schleimpilzattacke
Die Story dreht sich um eine Bodyfarm, eine forensische Einrichtung, in der unter freiem Himmel wissenschaftlich untersucht wird, wie sich der menschliche Körper nach dem Tod verändert. Die jeweiligen Verwesungsprozesse sollen Rückschlüsse für die Aufklärung von Verbrechen ermöglichen. In den USA gibt es mehrere solcher Einrichtungen, in Europa bisher nur in den Niederlanden.
Er sei schon vor zwanzig Jahren über das Thema gestolpert, sagt Johns. „Ich habe eine fiktive Serie gesehen, die auf einer Bodyfarm spielt. Und das hat mich seitdem nicht mehr losgelassen. Zuerst dachte ich, das sei eine reine Horrorgeschichte. Dann begann ich mich zu fragen, ob so etwas wirklich existiert.“ Fünf Jahre später lernte er Fuith kennen, und weitere fünf Jahre später sei die Idee entstanden, gemeinsam diese Geschichte zu entwickeln.
Im Film will Förster Johann seine Ex-Frau Sophia (gespielt von Birgit Minichmayr) warnen: Im Dorf wächst der Unmut über ihre Bodyfarm und den Verwesungsgeruch. Bald gesellt sich ein größeres Problem dazu: Ein rasant wachsender Schleimpilz befällt die Leichen und vermag ihnen offenbar neues Leben einzuhauchen.
Johann wird vom bayerischen Schauspieler Sebastian Bezzel, bekannt aus den Eberhofer-Krimis, verkörpert. Die Erleichterung nach Drehschluss ist ihm anzusehen, schließlich hatten die Wetterkapriolen in diesem verregneten Juli immer wieder Drehplanänderungen zur Folge. Er zum Beispiel wäre keinen Tag länger für den Dreh, der insgesamt 27 Tage dauerte, verfügbar gewesen.

Leading Team beim Drehstart am Stierhübelteich: Johanna Scherz (Produzentin, Film AG), Manuel Johns (Regie), Kristian Leschner (Bildgestaltung), Maeve Metelka, Birgit Minichmayr, Sebastian Bezzel (Cast), Michael Fuith (Regie), Daniel Hartmann (Ko-Produzent, Wüste Film)
Recht anstrengend
„Das Wetter war wahnsinnig nervig“, sagt Bezzel. „Und auch sonst war es recht anstrengend, aber das war mir schon beim Lesen des Drehbuchs klar. Die ganze Zeit durch den Wald rennen und dauernd hinfallen und wo dagegen knallen. Es hat zwar total Spaß gemacht, aber ich bin jetzt auch froh, dass ich wieder zu meiner Familie nach Hause darf.“ Im September geht es dann für ihn zum zehnten Eberhofer-Dreh – Titel: „Steckerlfischfiasko“.
Bei der am letzten Tag gedrehten Szene sind Johann und Lisa, eine frühere Bodyfarm-Mitarbeiterin, wieder einmal im Wald unterwegs. Er kracht gegen einen Ast und bleibt mit einem Cut liegen. Lisa stopft sich irgendwelche Schwammerl in den Mund.
Gespielt wird Lisa von Maeve Metelka, die 2022 durch die Amazon-Komödie „Sachertorte“ bekannt geworden ist. „Für mich war das Schönste, beim Film mit einer romantischen Komödie zu starten, ich bin eine alte Kitschnudel“, sagt sie. Horrorfilme schaue sie „eigentlich nicht so gern. Ich halte diese Spannung nicht aus, das macht mich irre. Zum Glück konnte ich hier in der Rolle immer wieder losbrüllen, um die Spannung loszuwerden.“
Geholfen habe auch, dass Fuith als gelernter Schauspieler (er spielt auch eine kleine Rolle, Anm.) manche Szenen vorgespielt habe. „Er hat sich wirklich reingehaut“, erzählt Metelka. „Einmal hat er sich, bevor die Statistin da war, selbst als Leiche hingelegt.“
Nasskalt statt heiß
Das aktuell kühle Wetter passte im Grunde kaum zur Story, die hochsommerliche Hitze mit großer Waldbrandgefahr vorgibt. „Es geht durchaus um aktuelle Probleme“, meint Bezzel. „Der Film ist eine Satire, die den derzeitigen Zustand unserer Gesellschaft clever und genau beobachtet. Es geht auch um Ethik – wo der Wissenschaft Grenzen gesetzt werden sollten. Und Klimawandel und Corona sind Themen, die auf einmal ein Wissenschaftsbashing ausgelöst haben. Wenn den Leuten etwas nicht passt, was sie nicht verstehen, dann werden sie laut und brutal. Das war bei Corona so und das ist bei der Bodyfarm im Film auch so.“
Der Unmut gegen die Forschungseinrichtung kulminiert im örtlichen Wirtshaus, wo Roland Düringer einen Waldviertler Wirt gibt. Bezzel selbst spielt einen „Zugroasten“ aus Bayern. Bezzel dazu: „Das war meine Bedingung. Ich sagte, ich werde sicher nicht einen auf Österreichisch machen. Das wäre peinlich, weil ich es nicht kann. Im Film sagen die Leut’ im Wirtshaus eh nach dreißig Jahren noch: ,Du bist ja gar ned von da ...‘“
Trotz der Anstrengungen sagt Regisseur Fuith zwiegespalten: „Ich bin wehmütig, dass es endlich vorbei ist.“ Und Kollege Johns sagt auf die Frage, ob er realisiert habe, dass sein erster Langfilm abgedreht ist, mit einem Schmunzeln: „Einfach ... nein!“
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