Rotationsprinzip
Die nun zur Sommerzeit eröffnete, bis 15. Oktober anberaumte Schau ist lediglich die zweite von insgesamt drei Präsentationen, die allesamt den Puls der Zeit fühlen und dabei der Vielgestaltigkeit der Szenen in und um Wien gerecht werden wollen. Daher wählen fünf Kuratorinnen zusätzlich zu einzelnen Künstlern und Künstlerinnen Initiativen aus, die ihrerseits (weitgehend) selbst bestimmen, was sie präsentieren. Mit dem Ergebnis, dass man sich einen roten Faden gar nicht erst erwarten sollte. Entdeckungen sind dennoch zu machen.
Mehr noch als bei der ersten Runde aber tritt die Notwendigkeit hervor, das, was gezeigt wird, klar getrennt von der Art und Weise der Präsentation zu betrachten. Nicht nur einmal ertappt man sich bei der Frage, wie dasselbe Werk wohl im Rahmen einer Galerie wirken würde – etwa bei Irina Lotarevich, deren wunderbare Objekte aus Schubladenelementen und Haken über Normierung und Abweichung grübeln lassen, oder den zauberhaften Reifen-Mobiles von Sara Ghalandari: Sie können von der unruhigen Ausstellungsarchitektur nicht profitieren.
Leise und laut zugleich
Anderen kommt das Kreuz und Quer der auf Fahrgestellen montierten Stellwände – sie sollen Beweglichkeit suggerieren – entgegen: Etwa Daniel Ferstl, der aus menschengroßen Blumen-Figuren, die Armbanduhren und T-Shirts tragen, eine surreale Dystopie (oder Utopie) gebaut hat. Oder der Kunstraum Dessous, der in hoher Dichte alles versammelt, was schrill und schräg ist. Dass die trashige Welt der Online-Memes nicht nur Eingang in die Kunst, sondern auch in die Architekturkritik gefunden hat, zeigt dann das Kollektiv „Dank Lloyd Wright“ im anderen Eck des Saals.
Was fehlt, ist eine Atmosphäre. Denn natürlich sieht eine Kunstinitiative im Museum anders aus als in einem aufgelassenen Geschäftslokal oder einer Galerie. Die Idee, sowohl Kunst als auch ihre Rahmenbedingungen auszustellen, ist gewiss ambitioniert und dem Umstand geschuldet, dass gerade überall Umbrüche stattfinden. Als „Format“, das Zugänge erleichtern könnte, stellt „Über das Neue“ aber nicht wirklich zufrieden.
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