Vom offenen Feuer zur Designerküche

Am Anfang war das Feuer, dann die Rauch- und später die Einbauküche. So lautet die – stark verkürzte – Chronologie der Küchengeschichte, die man noch um die Designer- und offene Wohnküche ergänzen müsste, in der man heutzutage das vegane Fertiggericht in den Dampfgarer schiebt.
Bei der Ausstellung „Küchen/Möbel – Design und Geschichte“ im Wiener Hofmobiliendepot werden einem in kleinen Häppchen die Entwicklungen der Küche auf hochwertigen, schwarz-glänzenden Spanplatten serviert. Es sind fließende Bewegungen mit zahlreichen Überblendungen, die ein eher langweiliges Thema informativ aufbereiten. Eingangs stößt man etwa auf Objekte aus dem Naturhistorischen Museum, die das Aufkommen der kulturgeschichtlichen Leistung des Feuermachens und Kochens illustrieren. Nur wenige Schritte weiter steht man vor einer Rauchkuchl, die man heute nur noch in Freilichtmuseen bestaunen kann.
Besonders um 1900 setzte dann eine massive Auseinandersetzung von Designern mit Möbeln für die Küche ein. Eine zentrale Rolle spielte dabei der geschlossene Herd, dem man in unterschiedlichen Ausformungen begegnet. „Damit wurde die Küche erstmals rauchfrei und architektonisch aufgewertet“, wie die Kuratorin Eva B. Ottillinger erläutert. So sieht man in der Folge eine originale „Frankfurter Küche“ von der Wiener Architektin Margarete Schütte-Lihotzky – inklusive obligater Aluminiumschütten und dem integrierten Bügelbrett. Sie gilt als Urtyp der modernen Einbauküche und beruft sich auf den Taylorismus, dessen Ziel die Optimierung von Arbeitsabläufen ist – es musste schnell gehen, denn die berufstätige Frau wollte noch Zeit für sich und die Familie haben.
In Wien dominierte in den 1950er- und 1960er-Jahren der Entwurf von Architekt Franz Schuster, der für das Programm „Soziale Wohnkultur“ die Küchenmöbelserie „SW2“ entwarf, die in späterer Folge auch als „Die Wiener Einbauküche“ bekannt wurde. Sie war der ideale Gegenstand des neuen, rationalen Planens – kompakt und alles in Reichweite. Am Ende der zwölf Stationen, bei der man die Kulturgeschichte der Küchenausstattung aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten kann, steht man vor dem Entwurf von Ania Rosinke und Maciej Chmara aus dem Jahr 2011. Mit ihrer fahrbaren Variante aus Fichtenholz bekochte das Duo bereits Passanten auf öffentlichen Plätzen in europäischen Städten. Tja, Gastfreundschaft kann auch mobil sein.
Neben Begleitprogramm wie einem Lilien-Porzellan Vintage Markt (19. April) oder den Kinderführungen "Süßes aus der Küche" bietet das Hofmobiliendepot in den kommenden Wochen auch spezielle Führungen zur Wiener Ringstraße und dem Historismus an. Künftige Ausstellungen werden sich zudem mit dem 100. Todestag von Kaiser Franz Josef (2016) sowie dem 300. Geburtstag von Kaiserin Maria Theresia (2017) beschäftigen.
Infos: "Küchen/ Möbel - Design und Geschichte" von 4. März bis 26. Juli im Hofmobiliendepot, Andreasgasse 7, 1070 Wien, Di-So von 10-18 Uhr; Katalog zur Ausstellung, hrsg. von Eva B. Ottillinger, Böhlau Verlag, 170 Seiten, 29,90 Euro.
Kommentare