Nestroy-Preisträger
Wo aber liegt für den Nestroy-Preisträger (für seine Adaption von „Dunkel lockende Welt“ von Händl Klaus im Werk X) dann der Fokus? Immerhin hat der in den Orient ausgewanderte Bassa Selim mit Konstanze und Blonde zwei „Europäerinnen“ in seiner Gewalt, deren jeweilige Männer – Belmonte und Pedrillo – zur Befreiung eilen. Doch nicht nur der Serail-Aufseher Osmin hat da einiges dagegen. . .
Erpulat: „Es geht darum, wie man Liebe erreichen kann, wie man Liebe nicht erreichen kann. Der Bassa würde Konstanze gerne dazu zwingen, ihn zu lieben. Aber Liebe und Zwang ist ein Widerspruch in sich. Deshalb haben wir auch die Frauenfiguren sehr stark aufgewertet. Denn gerade in Bezug auf die Frauenfiguren geht es auch viel um Fragen der Sexualmoral, der Ehre und Treue.“
Erpulat weiter: „Es gibt auch viel Schmerz, viel Sehnsucht und viel Poesie in diesem Singspiel. Aber letztlich bleibt die ,Entführung’ eine Komödie.“ Eine mit Happy End? „Zumindest die Möglichkeit eines Happy End ist gegeben, aber all die Ereignisse im Serail gehen an den Protagonisten sicher nicht spurlos vorüber. Da braucht es schon starke Frauen, um die Bilder wieder zurechtzurücken“, so der Volksoperndebütant.
Musik-Liebhaber
Seine Liebe zum Musiktheater hat Nurkan Erpulat erst nach und nach entdeckt. „Ich habe ja als Schauspieler begonnen, bin dann ins Regiefach gewechselt, wo ich allerdings meistens Sprechtheater gemacht habe. Doch je mehr ich mich mit der Musik beschäftige – so wie jetzt bei der ,Entführung’ – umso tiefer tauche in diese Welt ein. Das soll auch so bleiben.“
Doch wie kommentiert Erpulat den Wahlerfolg von Recep Tayyip Erdoğan in der Türkei und den großen Zuspruch, den er in Österreich und Deutschland bekommen hat? „Den Zuspruch kann ich nicht verstehen. Denn eines ist sicher: Erdoğan wählt einen anderen Weg als jenen der Demokratie.“
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