„Vierte Kassa, bitte“: Humorvolle Miniaturen vom „Ohrwaschl“-Schreiber

Kurier Adventlese 2024
KURIER-Autor Andreas Schwarz äußert in seinem neuen Buch politisch nicht immer „korrekte“ Ansichten.

Wissen Sie, was ein „Ohrwaschl“ ist, wenn kein Körperteil damit gemeint ist? Klar, es ist die Seite 1-Kolumne des KURIER, verlässlich links unten positioniert.

Woher der Name kommt, ist nicht ganz überliefert, unser „Ohrwaschel“-Schreiber Andreas Schwarz spekuliert darüber in seinem neuen Buch: Vielleicht wegen der Platzierung in der Zeitung – und eher weniger, weil manchmal jemand eine „hinter die Ohren bekommt“, wie ein Leser einmal vermutete. Egal, es geht darum, den Tag gut gelaunt zu beginnen, auch wenn der „Homo Austriacus“ gerne jammert, wie Schwarz trocken feststellt.

Der frühere KURIER-Außenpolitikchef erfreut die Leserschaft auf diesem Platz jedenfalls schon seit über 20 Jahren als kluger und feinhumoriger Alltagsbeobachter. Sein Credo: Man könne sich über Ungewöhnliches, Erstaunliches, Absurdes ärgern – oder über den Ärger schmunzeln. Die im Buch versammelten Texte sind zum Teil bisher unveröffentlicht, zum Teil im KURIER erschienen.

Schnucki, ach Schnucki

Und so macht sich Schwarz über politisch korrekte „Cancel-Diarrhö“, „Vegan-Ente“ und „Moralkeulen-Schnuckis“ lustig (genau, Sie assoziieren richtig: „Schnucki, ach Schnucki….“).

Und welcher Arbeitnehmer hat noch nie sorgenvoll die „Change-Manager“ betrachtet, „die über Firmen herfallen und den Alles-neu-Groove tanzen“, wie es der Autor so passend beschreibt? Nein, bei dem langjährigen Journalisten läuft man nicht Gefahr, dass „Political Correctness und Humorlosigkeit einen Pas de deux vollführen“. Den beobachtet der Schreiber lieber mit viel Witz.

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Andreas Schwarz: „Vierte Kassa, bitte“, Seifert-Verlag. 162 Seiten, 19 Euro.

Schwarz beschäftigt sich mit städtebaulichem Unfug wie Nebelduschen vor Haarsalons (die sich schon bei einer „Hitzehölle“ von 20 Grad einzuschalten pflegen) genauso wie mit Straßenbahnsitzen für eineinhalb Personen sowie mit der – medialen – Lust am Untergang, und immer wieder gerne mit dem Thema „Technik statt Hirn“. Auch „Nahrungsaufnahme als Religion“ kriegt sozusagen ihr Fett ab („wer keine Unverträglichkeit hat, ist per se schon krank“), und man fühlt mit dem Journalisten, wenn die Künstliche Intelligenz Telefongesprächspartner ist oder der Computer schon wieder nach einem neuen Passwort verlangt (mit Großbuchstaben, plus einer Zahl , ohne Leerzeichen).

Weihnachten kommt bald

Und dann ergötzt sich Schwarz noch an der steten Erinnerung (am besten ab 24. Jänner), dass ja bald schon Weihnachten nahe. Da nutzt auch kein flehender Appell aus der KURIER-Chefredaktion, ob das nicht schon langsam ein bisserl inflationär wäre. Der Kolumnist hat seinen Spaß an dieser Marotte (wie er sie sogar selbst bezeichnet) und die geneigte Leserschaft hoffentlich auch!

Schwarz lüftet dann doch noch das Geheimnis um die Bezeichnung „Ohrwaschl“: In Urzeiten soll einmal ein Setzer 20 Minuten nach Redaktionsschluss über die fehlende Kolumne links unten auf Seite 1 geflucht haben. „Wann der net glei mit dem G’satzl kummt, ziag i eahm die Ohren lang.“ Der Autor, seines Zeichens Chefredakteur, stand da samt Text allerdings bereits hinter ihm ...

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