Vier Teilnehmer aus Österreich lesen heuer um den Bachmann-Preis

Letzter Tag beim 44. Klagenfurter Wettlesen: Spannende Vielfalt
Nach dem Wettsingen ist vor dem Wettlesen. Bei den 49. Tagen der deutschsprachigen Literatur gehen vier Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Österreich ins Rennen um den am 29. Juni zu vergebenen Ingeborg-Bachmann-Preis. Natascha Gangl, Verena Stauffer, Tara Meister und Max Höfler treten gegen acht Konkurrenten aus Deutschland und zwei aus der Schweiz an, wurde am Montag in Klagenfurt bekannt gegeben. Zur Eröffnung am 25. Juni wird Nava Ebrahimi die Klagenfurter Rede zur Literatur halten. Ihr Titel: "Drei Tage im Mai".
Verena Stauffer, geboren 1978 in Kirchdorf an der Krems, aufgewachsen in Oberösterreich und heute in Wien lebend, veröffentlichte 2018 ihren Debütroman Orchis. Kürzlich gelang es ihr überraschend, mit ihrem großformatigen Gedichtband "Kiki Beach" einen Spitzenplatz der ORF-Bücher-Bestenliste zu erringen.
Einmal Kärnten, zweimal Steiermark
Tara C. Meister wurde 1997 in Kärnten geboren und studiert nach einem Medizinstudium in Wien derzeit Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Nach Kurzprosa, Spoken Word und Stücken legte sie im Vorjahr mit "Proben" ihren ersten Roman vor, in dem sich zwei Freundinnen zwischen Proberaum und Labor an einem ungewöhnlichen Lebensmodell versuchen, das mehr Zwist als Zweisamkeit bringt.
Die 1986 geborene Schriftstellerin, Hörstücke- und Theatermacherin Natascha Gangl studierte Philosophie an der Universität Wien und Szenisches Schreiben am Drama Forum Graz. Nach Jahren in Mexiko und Spanien lebt sie nun in der Südoststeiermark und in Wien, wo sie mit dem Kollektiv Spitzwegerich an Objekt-, Figuren- und Musiktheater arbeitet.
Max Höfler wurde 1978 in der Oststeiermark geboren, war Literaturbeauftragter des Forum Stadtpark Graz und lebt als freier Künstler und Schriftsteller in Graz. 2023 erschien sein witziges Sprachexperiment "Alles über alles - oder warum" als bisher letztes einer Reihe von Büchern im Ritter Verlag.
Vier Männer, neun Frauen, eine diverse Person
Aus Deutschland gehen Thomas Bissinger, Nefeli Kavouras, Fatima Khan, Laura Laabs, Josefine Rieks, Almut Tina Schmidt, Boris Schumatsky und Sophie Sumburane an den Start, aus der Schweiz Kay Matter und Nora Osagiobare. Mit einer diversen Person, vier Männern und neun Frauen ist das Teilnehmerfeld heuer weiblich dominiert. Die Jury bleibt gleich, neben dem Vorsitzenden Klaus Kastberger sind dies Mara Delius, Laura de Weck, Mithu Sanyal, Brigitte Schwens-Harrant, Thomas Strässle und Philipp Tingler.
ORF-Landesdirektorin Karin Bernhard erinnerte an bedeutende Jubiläen, die im nächsten Jahr anstehen: Der Wettbewerb wird heuer zum 49. Mal ausgetragen und Ingeborg Bachmann würde in diesem Jahr 99 Jahre alt werden. "Der Ingeborg Bachmann-Preis 2025 ist jedoch keine Generalprobe." Eines hielt sie noch fest: "Klagenfurt bleibt die Literatur-Stadt und wird nicht zur Songcontest-Stadt." Klagenfurt hatte nämlich bereits abgewunken, als es um die Frage einer möglichen Austragung des Bewerbs 2026 in der Lindwurmstadt ging.
Festivalschreiber:in statt Stadtschreiber
Die 49. Tage der deutschsprachigen Literatur werden am 25. Juni im ORF-Theater eröffnet, die Lesungen finden von 26. bis 28. Juni statt. Am 29. Juni wird der mit 25.000 Euro dotierte Bachmann-Preis vergeben. Weiters zu gewinnen ist der Deutschlandfunk-Preis mit 12.500 Euro, der Kelag-Preis mit 10.000 Euro, der 3sat-Preis mit 7.500 Euro und der BKS Bank-Publikumspreis mit 7.000 Euro. Anstelle des Klagenfurter Stadtschreiber-Postens vergibt der Carinthische Sommer erstmals den Titel eines bzw. einer Festivalschreiber:in an einen Artist in Residence am Ossiacher See. Intendantin Nadja Kayali werde dafür mit einem Gremium aus dem Starterfeld eine Person auswählen, die für zwei Monate im Sommer nach Kärnten eingeladen wird, hieß es.
Über eine "neue mediale Spielwiese im Garten des ORF-Landesstudios" freute sich Regisseur Klaus Wachschütz. In den vergangenen Monaten sei der Außenbereich mit großem Aufwand adaptiert worden, wodurch Ambiente und Übertragungsvoraussetzungen im Ingeborg-Bachmann-Park beim Landesstudio verbessert wurden. Wermutstropfen dabei: Erstmals wird es laut Organisator Horst L. Ebner Sicherheitskontrollen am Eingang des Areals geben. Diese würden "ähnlich wie vor einem Fußballspiel" ablaufen, auch dürfen große Gepäckstücke nicht mehr mitgenommen werden. Ziel sei es aber, die Veranstaltung so wenig wie möglich zu stören.
Am 27. Juni wird das ehemalige Wohnhaus der Familie Bachmann in der Henselstraße in Klagenfurt als "ein öffentlicher Ort der Kultur" eröffnet. Auf ein Straßenfest folgt ein festlicher Galaabend im Stadttheater Klagenfurt. Zusätzlich wird es auch wieder den traditionellen Empfang in Maria Loretto geben.
INFO: bachmannpreis.ORF.at
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