Viennale: „Keine Angst“ vor politischen Krisen

Restaurierte Fassung: Erwin Leder im Psychothriller „Angst“ von Gerald Kargl, der nach der Premiere 1983 nicht mehr gezeigt wurde
Der französische Schocker-Regisseur Gaspar Noé („Irreversibel“) erzählte einmal im KURIER-Interview, dass der gruseligste Film, den er jemals gesehen hätte, aus Österreich stammte.
Passenderweise heißt er „Angst“ und entstand unter der Regie von Gerald Kargl. Der Psychothriller mit Erwin Leder als Frauenmörder in der Hauptrolle wurde bei seiner Premiere 1983 aufgrund seiner realistischen Darstellungen zum Skandal und seither in Österreich nicht mehr aufgeführt. In mehreren europäischen Ländern durfte „Angst“ überhaupt nicht gezeigt werden, kam dafür aber in Frankreich unter dem Titel „Schizophrenia“ auf Videokassette heraus und entwickelte Kultstatus. Im Zuge dessen lehrte er wohl auch Gaspar Noé das Fürchten. Wer die Premiere von „Angst“ im Jahr 1983 versäumt hat, bekommt nun eine neue Gelegenheit: Auf der diesjährigen Viennale wird eine neu restaurierte Fassung gezeigt, die zugleich Ausgangspunkt der Filmschau „Keine Angst“ ist. Benannt nach dem gleichnamigen Song von Hansi Lang, wird österreichisches Kino der 80er-Jahre präsentiert, darunter auch Dieter Berners „Ich oder du“ (1984), zu dem Lang die Musik schrieb.
Neuentdeckungen
Auch heuer hat die 61. Viennale (19. bis 31. Oktober) wieder einen starken Österreich-Schwerpunkt. Mehr als 20 Arbeiten – darunter 10 Feature-Filme – bieten einen Querschnitt durch das vielfältige österreichische Filmschaffen und reichen von Jessica Hausners coolem Cannes-Beitrag „Club Zero“ über Sudabeh Mortezais packendes Drama „Europa“ bis hin zu Kurzfilmen der Künstlerin Sasha Pirker.
Das Festival dauert von 19. bis 31. Oktober
Der Ticketvorverkauf der Viennale startet am Samstag, 10.00. Die Jahresschau des zeitgenössischen Weltkinos wird von Diskussionen mit Regisseuren (und Musik in der Viennale Zentrale Kunsthalle) flankiert
Schwerpunkte
Unter dem Titel „Radikaler Mut“ werden Arbeiten von Nicolas Klotz und Elisabeth Perceval gezeigt. „Ohne Nostalgie“ heißt die Werkschau der argentinischen Experimentalfilmemacherin Narcisia Hirsch; Schwerpunkte gelten dem chilenischen Kino, US-Autor James Baldwin („Der Schriftsteller vor der Kamera“) und US-Schauspieler und Musiker David Schickele
Retrospektive
Die große Viennale-Retrospektive gemeinsam mit dem Österreichischen Filmmuseum ist dem chilenisch-französischen Regisseur Raúl Ruiz gewidmet
Natürlich aber präsentiert die Viennale auch wieder „Best of“ des großen Weltkinos. So steht etwa der Sieger des Filmfestivals von Venedig, Giorgos Lanthimos und dessen Satire "Poor Things“ auf dem Programm. Mit besonderem Nachdruck legt Viennale-Chefin Eva Sangiorgi dem Publikum auch Neuentdeckungen von Nachwuchsregisseuren aus Asien ans Herz, darunter den Vietnamesen Pham Thien An und dessen Familiendrama „Inside the Yellow Cocoon Side“. Auch der neue Animationsfilm „The Boy and the Heron“ von Meisterregisseur Miyakazi Hayao wird als ein Höhepunkt in einem Programm gehandelt, das eine verstärkte Auswahl an animierten Arbeiten bietet.
Anlässlich der großen Retrospektive der Arbeiten des französisch-chilenischen Filmemachers Raúl Ruiz wird die französische Diva Catherine Deneuve als Ehrengast eines Gala-Abends erwartet.

Eröffnungsfilm der Viennale: Der Ungar Gabór Reisz prangert in „Explanation for Everything“ die aktuelle politische Krise an.
Gleich zu Beginn aber geht es mit dringlichen europäischen Anliegen los: Der ungarische Filmemacher Gabór Reisz prangert im Eröffnungsfilm der Viennale, „Explanation for Everything“, die aktuelle politische Krise an.
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