Filmfestival in Venedig: Jude Law spielt Wladimir Putin

Jude Law als Wladimir Putin und Paul Dano (re.) als sein Polit-Berater: „The Wizard of the Kremlin“ von Olivier Assayas.
Nein, er habe keine Angst vor negativen Konsequenzen, weil er Wladimir Putin dargestellt habe, sagte Jude Law auf dem Filmfestival in Venedig. Und: „Es ist erstaunlich, was eine gute Perücke bewirken kann.“
Der britische Schauspieler ist Wladimir Putin in dem französischen Wettbewerbsfilm „The Wizard of the Kremlin“ von Olivier Assayas. Dank einer blonden Perücke mit Seitenscheitel erzielt er tatsächlich eine beachtliche Annäherung an den russischen Präsidenten. Gleichzeitig aber vergisst man keine Sekunde lang, dass man Jude Law dabei zusieht, wie er mit hängenden Mundwinkeln und steifer Körpersprache Putin spielt.
Aber nicht er steht im Mittelpunkt von Assayas’ Verfilmung des gleichnamigen Buches von Giuliano da Empoli, sondern dessen fiktiver Polit-Berater Vadim Baranow, mit freundlichem Kindergesicht verkörpert von Paul Dano.

Pau Dano als politischer Berater in "The Wizard of the Kremlin“
Das Drehbuch hat Assayas mit dem Russland-Spezialisten Emmanuel Carrère geschrieben, dessen Doku-Roman „Limonow“ zu den fesselndsten Auseinandersetzungen mit der jüngeren russischen Geschichte zählt.
In Rückblenden rekapituliert Baranow im Gespräch mit einem US-Journalisten seinen Aufstieg zur Macht. Anfang der frühen 1990er-Jahre verkehrt Baranow in der Moskauer Punkszene und interessiert sich für modernes Theater. Es ist genau diese Fähigkeit zur Inszenierung, die ihn zuerst zu einem erfolgreichen TV-Produzenten und schließlich zum Drahtzieher politischer Propaganda werden lässt, der Putin als Meister der Manipulation zur Seite steht.
In seiner typisch atemlosen Art des Erzählens, in dem er seine Bilder konstant in Bewegung hält, treibt Assayas drei Dekaden russischer Geschichte vor sich her. Seine Figuren müssen eine Unmenge an Informationen liefern und befinden sich dementsprechend im Dauerdialog. Als würde man im Eilzugstempo ein Buch durchblättern, fließt Assayas’ Erklärstück zwar packend, auf die Dauer jedoch auch ermüdend an einem vorbei.
Jim Jarmusch
Im Gegensatz zu seinem rasanten, französischen Kollegen, erzählt der US-Regisseur Jim Jarmusch im Schneckentempo. Seine Figuren sprechen oft gefühlt minutenlang kein einziges Wort, sehen sich beklommen an oder werfen sich verlegene Blicke zu. „Father Mother Sister Brother“ nennt Jarmusch sein Triptychon, das sich in drei Episoden mit Familienkonstellationen auseinandersetzt. Die Schwierigkeit von Eltern, mit ihren Kindern zu kommunizieren, variiert Jarmusch wie ein Musikstück in unterschiedlichen Spielarten: Die gelungenste Szene ist jene, in der Tom Waits einen herunter gerockten Vater darstellt, der seine beiden erwachsenen Kinder mit einem Glas Wasser bewirtet und dabei so tut, als würde er am Hungertuch nagen. Kaum sind die Kinder weg, legt er sein altes Hoodie ab und rauscht lässig in der Einserpanier ins Zimmer. Einmal mehr beweist Jarmusch ein Händchen für seinen berühmt lakonischen Humor.
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