"Es ist wichtig, musikfreie Zonen zu schaffen"

"Es ist wichtig, musikfreie Zonen zu schaffen"
Der Soundexperte Uwe Walkner über "Zwangsbeschallung" und die richtige Musik für das Frühstück.

Im Supermarkt, Wartezimmer und beim Candle-Light-Dinner im Bistro: Überall plärrt es aus den Lautsprechern. Ein Gedudel, das einem aufgezwungen wird. Wer nach einem langen Tag in einem Café zur Ruhe kommen möchte, hat es oftmals schwer, denn immer lauter, immer rücksichtsloser, immer fordernder ist dort die Musik. Spätestens wenn man sein Gegenüber anschreien muss, damit es einen versteht, ist der Zeitpunkt gekommen: "Herr Ober! Zahlen, bitte!"

Schlecht zusammengestellte Musik in Restaurants, Bars oder im öffentlichen Raum war einer der Hauptgründe für Uwe Walkner, das Unternehmen Sound-Sets zu gründen. Seither beliefern er und sein Team Firmen mit maßgeschneiderten Musikkonzepten und Playlisten. Zu den Kunden des ehemaligen Musikers und DJs ( Walkner/Möstl) zählen Restaurants wie der Taubenkobel im Burgenland oder das Hotel Steigenberger in Wien.

KURIER: Kann Musik umsatzsteigernd wirken?
Uwe Walkner: Natürlich. Es macht einen wesentlichen Unterschied, ob man in einem Restaurant einfach nur lieblos das Radio aufdreht oder sich Gedanken darüber macht, wie man einen möglichst angenehmen und stimmigen Gesamteindruck vermitteln kann. Der richtige "Soundtrack" ist oft das fehlende Bindeglied.

Welche Bedeutung hat für Sie Hintergrundmusik?
Man kann damit gezielt Stimmungen erzeugen und unterstützen sowie den Style, das Ambiente eines Lokals unterstreichen.

Welche Eigenschaften sollte Hintergrundmusik auf keinen Fall erfüllen?
Sie sollte auf keinen Fall langweilen oder als unangenehm wahrgenommen werden. Beides ist leider sehr oft der Fall – entweder als seelenloses "Irgendwas" oder als "auf lange Dauer krankmachende Lärmbelästigung". Hintergrundmusik soll das Konsumverhalten der Kunden anregen und nicht einschläfern oder gar zerstören.

Nach welchen Kriterien gehen Sie bei der Erstellung von Playlisten vor?
Grundsätzlich erstellen wir für jeden unserer Kunden ein individuelles Musikprofil – das beinhaltet u. a. diverse Besuche zu unterschiedlichen Betriebszeiten sowie Beratungsgespräche mit den Verantwortlichen bezüglich Musikauswahl und Technik.

Was macht eine gute Playlist aus?
Eine gute Playlist ist zeitlos. Vergleichbar mit guter Küche, spielen die einzelnen Zutaten (Musiktitel) sowie deren Zubereitung und Präsentation eine ganz wichtige Rolle.

Was unterscheidet die Musik in einer Apotheke von der in einem Restaurant?
Der einzige Unterschied liegt wohl in der Dauer des Aufenthaltes. Während sich Kunden in einer Apotheke nur für die Dauer des Einkaufs aufhalten und nicht mehr als zwei bis drei Titel bewusst wahrnehmen, kann man in einem Restaurant aufgrund eines längeren Aufenthaltes einen Spannungsbogen erzeugen – ähnlich wie bei einem DJ-Set.

Welche Musik empfehlen Sie für das Frühstück?
Das kommt natürlich auf die Umgebung an. Grundsätzlich bin ich ein Fan von Song-orientierter Musik, die gute Laune verbreitet. Man sollte den Tag nicht mit schwerer Musik beginnen – das Leben ist hart genug.

Woher beziehen Sie Ihre Musik?
Wir als Team haben ob unserer langjährigen Tätigkeiten als Musiker und DJs ein großes Repertoire an qualitativ hochwertiger Musik aus allen Genres. Selbstverständlich kaufen wir auch ständig neues Material.

Einige Vereine machen sich bereits gegen eine " Zwangsbeschallung" im öffentlichen Raum stark. Haben Sie dafür Verständnis?
Natürlich, denn es gibt kaum noch öffentliche Räume, wo man nicht ständig mit Musik in Kontakt kommt. Deshalb ist es auch ganz wichtig, musikfreie Zonen zu schaffen.

Hat der Mensch auch ein gewisses Recht auf Stille?
Selbstverständlich. Wir wissen zwar, dass permanente "Zwangsbeschallung" auf Dauer absolut ungesund ist, in der Praxis sieht das aber anders aus. Das gilt besonders für das Personal (vor allem im Fashion-Bereich), welches bis zu zehn Stunden täglich bei viel zu lauter Musik arbeiten muss und dabei stets konzentriert und freundlich bleiben soll. Als Konsument hat man in Einkaufszentren oder -straßen schnell das unangenehme Gefühl, von einer Disco in die nächste zu wandern.

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