Ulrich Seidls "Sparta": Fördergeber fordern keine Rückzahlungen
Nach Prüfung unter anderem der von Ulrich Seidl zur Verfügung gestellten Dokumente kam das Österreichische Filminstitut unter der Leitung von Roland Teichmann zu einem Ergebnis. Es wurde dem KURIER übermittelt:
"Die kritische mediale Debatte über den Dreh des Films 'Sparta' von Ulrich Seidl ist Ausdruck einer gesteigerten Aufmerksamkeit in Bezug auf Produktionsprozesse, der sich auch die Filmförderung verpflichtet fühlt. Wir müssen solche Debatten führen, um daraus zu lernen, aber sie müssen fair und offen geführt werden. Wir haben daher umfassende Informationen zur gegenständlichen Produktion eingeholt und nach bestem Wissen und Gewissen bewertet. Dabei sind wir in einer Gesamtbetrachtung sämtlicher uns derzeit vorliegender Unterlagen und auf Basis einer rechtlichen Stellungnahme der Finanzprokuratur zum Fördervertrag zum Ergebnis gekommen, dass aus förderungsrechtlicher Sicht auf Basis der vorliegenden Unterlagen keine vertraglichen Pflichtverletzungen nachgewiesen werden konnten, die Anlass für eine Rückforderung von bereits ausbezahlten oder eine Zurückhaltung noch ausständiger Fördermittel geben."
Teichmann erklärt die Vorgangsweise des ÖFI genauer: Ausgehend von den im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" erhobenen Vorwürfen gegen die Produktionsbedingungen der beiden Drehblöcke im Winter 2018/2019 und im Sommer 2019 in Rumänien zum Film "Sparta" (entstanden als eigenständiger Film im Rahmen des Filmprojekts "Böse Spiele") seien "seitens des Österreichischen Filminstituts umfangreiche Informationen eingeholt" worden.
"Untadelig nachgekommen"
"Ziel war es, möglichst rasch festzustellen, ob begründeter Anlass besteht, von Verletzungen fördervertragsgegenständlicher Bedingungen im Rahmen des Drehs in Rumänien auszugehen. Da das ÖFI weder Ermittlungs- noch Justizbehörde, sondern eine Filmförderung ist, bezog sich die Prüfung auf die Einhaltung der Verträge. Ab Bekanntwerden der Vorwürfe gab es daher einen sofortigen direkten Austausch mit den Förderungs- und Finanzierungspartnern (FFW, ORF, BMWA) und der Ulrich Seidl Filmproduktion als Vertragspartnerin des ÖFI. Die Ulrich Seidl Filmproduktion hat dabei auf alle Anfragen des ÖFI umfassend und zeitgerecht reagiert und ist somit ihren vertraglichen Informationspflichten jederzeit untadelig nachgekommen."
"Anlass für Bedenken"
Parallel zu den Erklärungen der Ulrich Seidl Filmproduktion zu den Drehs hätten sich im Zuge der öffentlichen Debatte auch Personen im ÖFI gemeldet, die im Vorfeld der Produktion oder an kürzeren Teilen des Drehs beteiligt waren: "Mit diesen Personen wurden vertrauliche persönliche Gespräche unter Wahrung der Anonymität geführt. Dabei ist der Eindruck entstanden, dass die Arbeitsmethoden Ulrich Seidls (teilweises Abschirmen des Sets aus Intimitätsgründen, selektive Informationen an Mitarbeiter/innen, kein Vorhandensein eines Drehbuchs im herkömmlichen Sinn, Improvisation nach Vorgaben der Regie, etc.) Anlass für Interpretationen, Unklarheiten und Bedenken geboten hat."
Teichmann weiter: "Kritisch wurde insbesondere die Wahl des Drehortes, der Casting-Prozess sowie die Betreuung und Inszenierung der Jugendlichen gesehen. Dies war zwar aufgrund der individuellen (Teil-)Einblicke in die Produktion durchaus glaubhaft und nachvollziehbar, konnte sich aber gesamtbetrachtet und im Abgleich mit der Ulrich Seidl Filmproduktion, die uns ausführlich schriftlich durch Übermittlung von detaillierten Tages/Drehberichten und Verträgen mit den jugendlichen Darstellern informiert hat und auch mündlich mit den Vorwürfen im Detail konfrontiert wurde, sowie nicht zuletzt durch die nunmehr auch schriftlich vorliegenden Erklärungen der Eltern, in denen diese keine Beanstandungen beim Dreh beklagen und auch keine Beanstandungen gegen das filmische Ergebnis erheben, nicht förderungsvertraglich substantiell erhärten."
Fazit: "Sohin besteht aus der Sicht der Förderung auf Basis der gegebenen Faktenlage kein Anlass, bereits ausbezahlte Fördermittel zurückzufordern und/oder noch ausständige Fördermittel für dieses Projekt weiter zurückzuhalten."
Kommentare