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"Wir bekommen die Welt, die wir verdienen"

"Wir bekommen die Welt, die wir verdienen"
Bei der zweiten Staffel der US-Serie "True Detective" werden die Karten neu gemischt. Ein erster Einblick.

Es war einer der Serienhits des Jahres 2014: "True Detective", eine achtteilige Krimiserie, die dank ihrer prominenten und großartigen Hauptdarsteller Matthew McConaughey und Woody Harrelson zum großen Erfolg für HBO wurde. Es hatte etwas Fesselndes, wenn McConaughey als abgefuckter Detective Rust Cohle nach einem tiefen, über Sekunden gehenden Lungenzug, schräge, zum Teil philosophische Ausführungen von sich gab, und sich danach mit einem Schluck Dosenbier belohnte. Für diesen nachhaltig prägenden Auftritt gab es dann auch zahlreiche TV-Preise, darunter fünf Emmys.

Nun treten Ray Velcoro (Colin Farrell), Paul Woodrugh (Taylor Kitsch) und Ani Bezzerides (Rachel McAdams) das Erbe ihrer gefeierten Vorgänger an. So will es der Serienschöpfer und Drehbuchautor Nic Pizzolatto, der die Hauptdarsteller nicht mehr durch die Sümpfe und Mangrovenwälder des US-Bundesstaats Louisiana jagt, sondern in den Highways durchzogenen Suburbs von Los Angeles mit einem neuen Mordfall betraut.

Neue Abgründe

Angeführt wird das neue Ermittlerteam von Ray Velcoro – ausgestattet mit einem herrlichen Schnauzer –, der sich nach der Vergewaltigung seiner nunmehrigen Ex-Frau koksend und gewaltbereit durch das Leben schleppt. Geblieben ist ihm sein Sohn, das Produkt der sexuellen Misshandlung – dick und rothaarig. Den Vergewaltiger hat er damals umgebracht, nach einem Tipp der Mafia, in deren Schuld er seither steht. Angeführt wird diese von Frank Semyon (Vince Vaughn), einem Gangster – Pardon! Unternehmer – , der in seiner Kindheit von seinem Vater tagelang im Keller eingesperrt wurde.

Roter Faden

Damals, erzählt Semyon im Bett liegend seiner Frau, wollte ihm eine Ratte den Finger abbeißen. Aber er schlug zu – und das Tier zu Brei. "Gibt es noch mehr solche Geschichten aus deiner Vergangenheit, die ich nicht kenne?", fragt sie. Semyon schweigt, den Blick auf den Plafond gerichtet. Regisseur Justin Lin ("Fast & Furious") blendet dann elegant über auf die mit Säure verätzten Augenhöhlen des korrupten Politikers Ben Caspar. Ein Mordfall, den es in den acht neuen Folgen zu lösen gilt.

An der Seite von Detective Ray ermittelt der Streifenpolizist Paul, ein traumatisierter Kriegsveteran – komplettiert wird das soziopathische Trio von Ani, gebrandmarkt von ihrer Kindheit in einer Hippie-Kommune. Wenn man will, sind es diese verlorenen Seelen, die den roten Faden zwischen der ersten und zweiten Staffel von "True Detective" spannen: Düster sind die Dialoge, sepiafarben die Bilder und böse ist die Welt, in der sich die Figuren mit Alkohol und sinnlosem Sex trösten. "Nevermind I had to leave my life behind", grummelt dazu Leonard Cohen altklug vor sich hin und liefert damit den perfekten Titelsong für die neue Staffel, in der es Ray (Farrell) in Folge zwei auf den Punkt bringt: "Wir bekommen die Welt, die wir verdienen." Besser hätte es Rust Cohle nicht formulieren können.

Info: Die zweite Staffel von "True Detective" startet heute, Sonntag, auf dem Bezahlsender Sky.

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