"Trittico"-Regisseurin Gürbaca: "Wir machen uns das Leben gegenseitig schwer“

"Trittico"-Regisseurin Gürbaca: "Wir machen uns das Leben gegenseitig schwer“
Tatjana Gürbaca inszeniert Puccinis „Il trittico“ an der Staatsoper - Premiere am Mittwoch.

Mit Giacomo Puccinis „Il trittico“ ist das so eine Sache. Drei Einakter hat der italienische Meisterkomponist zu einer abendfüllenden Oper verbunden. Drei Stücke, die unterschiedlicher kaum sein könnten. So ist „Der Mantel“ ein klassischer Verismo-Reißer im Schiffermilieu, bei dem es am Ende auch Tote gibt. „Schwester Angelica“ im zweiten Teil erzählt wiederum das Drama einer Frau im Kloster, die gesündigt hat (uneheliches Kind) und letztlich Selbstmord begeht. Viel spaßiger ist das Finale mit „Gianni Schicchi“, einer brillanten Erbschleicherkomödie. Viele Opernhäuser haben vor dieser Konstellation Angst, wobei vor allem „Schwester Angelica“ gern als szenisch überaus problematisch eingestuft wird.

Drei Farben

Die Wiener Staatsoper jedoch stellt dieses 1918 in New York (ohne Beisein des Komponisten) uraufgeführte Triptychon ab   Mittwoch auch optisch wieder zur Diskussion. In einer – der Papierform nach exzellenten Besetzung– mit Philippe Jordan am Pult und in der Regie von Tatjana Gürbaca.

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Und diese meint im KURIER-Gespräch: „Puccini suchte schon seit 1905 bewusst nach drei Stücken , in denen die ,tre tinte’, die drei Farben – das Tragische, das Dramatische und das Komische – zum Ausdruck kommen sollten. Es war ein weiter Weg dorthin. Der ,Tabarro’ (Mantel, Anm.) scheint nur auf den ersten Blick ein klassischer Puccini zu sein, in Wahrheit geht er weit über das Eifersuchtsdrama im Schiffermilieu hinaus, ,Suor Angelica’ entführt uns in die Welt des Klosters, ist aber nicht minder tragisch. Und ,Gianni Schicchi’ ist der heitere Abschluss dieser Trilogie, wobei es auch hier tragische Untertöne gibt. Allen Stücken ist aber gemeinsam, dass die Figuren in den Zusammenhängen, in die sie sich geworfen sehen, unfrei sind. Wir haben uns im Vorfeld unserer Beschäftigung auch damit auseinandergesetzt, was ein Triptychon eigentlich ausmacht, auch in der Kunst, wie man es entfalten kann.“

"Trittico"-Regisseurin Gürbaca: "Wir machen uns das Leben gegenseitig schwer“

Ein Leitmotiv

Doch wie kann man so ein Triptychon entfalten? Gürbaca: „Indem wir als Bühnenbild eine Art Rahmen genommen haben, der das Gemäldehafte betont und immer enger und enger wird. Bereits die Figur der Giorgetta singt in ,Tabarro’ ,Wie schwer es ist, glücklich zu sein’ – das war für uns das Leitmotiv. Wie wir einander, getrieben von unseren Leidenschaften und Sehnsüchten, die Hölle auf Erden bereiten. Denn um Sartre zu zitieren: Die Hölle sind immer die anderen. Wir machen uns als Menschen das Leben gegenseitig schwer. Das hat Puccini gut erkannt und in drei sehr unterschiedlichen Variationen abgehandelt“, so die erfolgreiche und auch in Wien (Volksoper, Theater an der Wien ) tätige Künstlerin.

Doch was soll das Publikum aus dem „Trittico“ mitnehmen? Gürbaca: „Hoffentlich viel Freude über das Gehörte und Gesehene! Aber vielleicht auch die Erkenntnis, dass es in unserer Hand liegt, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.“

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