Trenklers Tratsch: Mit dem Hl. Florian gegen die Brandbeschleuniger

Kunststeinsetzung in Ocker von Christian Philipp Müller auf dem Domplatz: „Ein Bad für Florian“
Ein Mini-Stonehenge von Christian Philipp Müller als "skulpturale Intervention" auf dem menschenleeren Domplatz von St. Pölten

Die „amtlichen Nachrichten der Stadt St. Pölten“, eine Illustrierte mit dem Titel "konkret", bemüht sich eifrig, Matthias Stadler gut aussehen zu lassen. In der aktuellen Ausgabe ist der SPÖ-Bürgermeister auf 60 Seiten 18 Mal abgebildet. Da kann selbst Kollege Michael Ludwig noch etwas lernen.

Und natürlich wird über die Neugestaltung des Domplatzes gejubelt: „Nach der erfolgreichen Eröffnung des größten Platzes der Stadt folgen nun weitere Schritte, um die Aufenthaltsqualität vor Ort noch zu steigern.“ Das Wörtchen „noch“ erheitert. Denn bisher war die Aufenthaltsqualität über dem Friedhof (mit Abertausenden Skeletten) geradezu unterirdisch: Es gab weder Gründe noch Möglichkeiten, sich auf dem Platz aufzuhalten.

Dass die Gestaltung als Steinwüste die Gemüter „erhitzt“, stellt auch das SPÖ-Blatt "stadtexpress" fest. Schuld ist nur die Opposition: Sie fungiere als „Brandbeschleuniger“. Zum Glück hat man eine Art Sprinkleranlage eingebaut: Auch bei Temperaturen von nur 22 Grad (wie am Mittwoch) wird der Platz mit Wassertropfen besprüht.

Das gefällt dem Heiligen Florian. Der Schutzpatron der Feuerwehr wacht jetzt auf dem potenziellen Brandherd: Im Auftrag des Festivals Tangente und als Teaser (es startet erst am 30. April 2024) erweist ihm der Schweizer Künstler Christian Philipp Müller mit einer „skulpturalen Intervention“ die Ehre.

Der Märtyrer, Offizier der römischen Armee, lebte im 3. Jahrhundert nach Christus in St. Pölten, das damals Aelium Cetium hieß. Müller errichtete sein Mini-Stonehenge just dort, wo sich im Palast des Statthalters das Badehaus befand. Die Arbeit mit zwölf Elementen (inkl. Vitrine mit Lindenholz-Skulptur) nennt sich daher „Ein Bad für Florian“.

Zum Verweilen lädt auch dieses auf dem „größten Platz“ – er ist laut Tangente nur der zweitgrößte – nicht ein. Aber nun wird die Aufenthaltsqualität „noch“ gesteigert: Eine „Möblierung“ – Blumentröge und „formschöne Mistkübel“ – wurde bereits bestellt. Leider gibt es Lieferengpässe. Das Projekt Neugestaltung datiert ja erst aus dem Jahr 2010. Und man beauftragte jüngst die Platzgestalter Christian Jabornegg und András Pálffy mit einer „Terrasse“ samt „Großflächenmarkise“ um 285.000 Euro brutto. Aber dann gibt es das pralle Leben auf dem Platz des Todes! Versprochen!

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