Die Misere begann vor fünfeinhalb Jahren. Es war klar gewesen, dass eine Institution wie das Joanneum nach dem Ausscheiden von Peter Pakesch, zuletzt mäßig erfolgreich, nur interimistisch von Muchitsch allein geleitet werden konnte: Christopher Drexler, damals Kulturlandesrat und jetzt auch Landeshauptmann (ÖVP), bestellte Ende 2017 den Historiker zum wissenschaftlichen Direktor – und Alexia Getzinger zur kaufmännischen Leiterin. Die Klagenfurterin war mit Günter Getzinger verheiratet gewesen und diesem, ebenfalls von der SPÖ entsandt, in den steirischen Landtag gefolgt. Anschließend (2015) wurde sie Vizepräsidentin des Landesschulrats, Ende 20 17 brauchte sie eine neue Aufgabe.
Ab Jänner 2018 war sie also für die Finanzen des Joanneums zuständig; Insider sprachen von einem ÖVP-SPÖ-Deal. Da sich Getzinger mehr für die Inhalte denn die Zahlen interessiert haben soll (sie hatte aber mit Markus Enzinger einen versierten Prokuristen), kam es zu Konflikten in der Direktion. Von der später offen ausgetragenen Feindschaft waren im Oktober 2022 auch die Hearings für die Zeit ab 2023 überschattet. In einer Art und Weise, dass keiner der Verträge verlängert wurde: Drexler ernannte Marko Mele, Chefkurator für Ur- und Frühgeschichte, zum Direktor. Dieser hatte die Findungskommission mit einem sachlichen Konzept überzeugen können.
Die kaufmännische Leitung hingegen wurde nochmals ausgeschrieben. Alexia Getzinger erkannte die Zeichen – und bestellte sich mehr oder weniger selbst zur Geschäftsführerin der Tierwelt Herberstein, die erst im Juli 2021 in den Museumsverbund Joanneum eingegliedert worden war. Vorerst interimistisch für sechs Monate ab dem Jänner 2023.
Prokurist Einziger hatte im Herbst 2022 auf eine Bewerbung verzichtet (weil er nicht Kalif werden wollte anstelle der Kalifin); aber nach Getzingers Abgang konnte er sich bewerben. Das tat er. Er galt von der Kompetenz her als Favorit, doch die Jury hatte einen ungereihten Dreiervorschlag abzugeben. Und so sorgte der Landeshauptmann für eine Postenschacher-Überraschung: Er bestellte mit 1. April für fünf Jahre Josef „Joe“ Schrammel zum kaufmännischen Leiter.
Der Betriebswirt, 1968 im Bezirk Hartberg geboren, war im Bankenbereich tätig – und in den vergangenen Monaten auch ehrenamtlicher Finanzreferent der steirischen ÖVP. Er sehe diese Tätigkeit nicht als Ausschlussgrund für die Position, sagte Drexler. Was sonst hätte er denn sagen können? „Joeanneum“ etwa?
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