Man überlegte verschiedene Möglichkeiten, wie Corina Lange erklärt. Sie kam 2001, unter der Direktion von Klaus Bachler, an die Burg und ist für die Sonderprojekte zuständig. Sollte man in die Rückenlehnen Displays einbauen (wie in der Staatsoper)? Oder Übertitelungen machen (wie bei den Festwochen, die immer viele fremdsprachige Produktionen zeigen)? Ob der nahezu unbegrenzten Möglichkeiten entschied man sich für die App. Sie kann kostenfrei im Google Play Store oder im Apple App Store heruntergeladen werden und zeigt den gesprochenen Text für Gehörlose oder Schwerhörige – die Artikulation lässt ja mitunter zu wünschen übrig – in weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund an (damit niemand gestört wird). Zudem muss man sich ins W-Lan LIBR-BURG eingeloggt und den Flugmodus aktiviert haben. Wer kein Smartphone hat, kann sich eins ausborgen.
Die Burg bietet den Service aber nicht nur auf Deutsch, sondern für Touristen auch in anderen Sprachen an, gegenwärtig in Englisch und Russisch. Nicht jeden Abend wohlgemerkt: Man wählt jene Produktionen aus, von denen man annimmt, dass sie für die Touristen interessant sein könnten. Denn die Erstellung des Textes auf Deutsch und die Adaptionen der (in der Regel vorhandenen) Übersetzungen koste viel Geld. Und bei einem Live-Ereignis mit Menschen auf der Bühne könne es eben keine Automatisierung geben: In der Multimedia-Loge „fahren die Damen die Sprachen“.
Die Nachfrage nach der Russisch-Übersetzung ist derzeit nicht so gewaltig. Wären da nicht andere Sprachen vordringlicher, zum Beispiel Serbisch oder Türkisch? Ihrem Tratschpartner fällt in der U-Bahn immer wieder auf, dass viele Menschen, die in Wien arbeiten und leben, nicht auf Deutsch, sondern in ihrer Muttersprache telefonieren. Weil es mittlerweile genügend Landsleute gibt, findet man mit Türkisch oder Serbisch durchaus das Auslangen. Das wird sich nicht mehr ändern, es gibt die Parallelgesellschaften eben längst.
Auch diese Menschen zahlen Steuern, aber es gibt fast keine Kulturangebote für sie. Wären Übersetzungen auf Türkisch oder Serbisch nicht zumindest ein erster Schritt? Zumal man mit Übertitel ja auch das Vokabular anderer Sprachen erlernt ...
Corina Lange hört zu. Sie verspricht, das Thema intern zur Sprache zu bringen. Und Thomas Birkmeir, Direktor des Theaters der Jugend, will sich prompt mit der Burgtheater-App auseinandersetzen. Denn Theater beharrlich nur auf Deutsch: Das ist überhebliche Exklusion.
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