Ein hochemotionaler, stark berührender „Rigoletto“ in Erl

Rigoletto (Ludovic Tézier) mit seiner Gilda (Julia Muzychenko).
Von Helmut Christian Mayer
Bereits nach den ersten Arien brandete riesiger Applaus auf und zum Finale wollten der lautstarke Jubel sowie die stehenden Ovationen gar nicht enden: So begeistert zeigte sich das Publikum im ausverkauften Tiroler Festspielhaus in Erl bei Giuseppe Verdis „Rigoletto“. Und zu Recht, denn wieder gelang es dem Star-Tenor und Neo-Intendanten der Tiroler Festspiele Erl, Jonas Kaufmann, mit der konzertanten Aufführung dieses populären Meisterwerks, das ja bekanntlich der trilogia populare angehört – die beiden anderen Opern „La traviata“ und „Il trovatore“ finden sich ebenfalls konzertant im heurigen Programm – mit kleinen Einschränkungen ein großer Erfolg und ein hochkarätiges Gesangsensemble zusammenzustellen.

Kraftvoll
Allen voran war kein Geringerer als Ludovic Tézier als Titelheld aufgeboten. Der Starbariton sang diesen kraftvoll und kernig aber auch berührend mit allen Seelenregungen. Besonders der Schlüsselmoment, wo das eben noch krasse, realistische Drama ins Romantisch-irreale entrückt wurde, wenn der Hofnarr, zum Finale sein totes Kind beweinte, wirkte tief ergreifend. Wieder einmal lässt Verdi eines seiner geliebten Geschöpfe mit einer wunderbaren Melodie sterben. Diese wurde mädchenhaft, mit seelenvollen Piani, nahezu engelhaft und ungefährdeten Höhen von Julia Muzychenko als Gilda gesungen. Sie war ein weiteres sängerisches Highlight.
„La donna è mobile“: Nicht nur bei diesem Ohrwurm konnte Iván Ayón Rivas als ihr Verführer, als Herzog von Mantua, mit geschmeidigem, kräftigem und höhensicherem, teils etwas scharfem Tenor punkten. Er neigte jedoch dazu, manchmal zu lautstark aufzutrumpfen. Deniz Uzun war eine durchaus verführerische, dunkel timbrierte Maddalena. Alexander Köpeczi sang den Mörder Sparafucile exzellent mit schwarzem Bass. Von den kleineren Partien gefielen noch Andrew Hamilton als stimmgewaltiger Conte Monterone, Camilla Lehmeier als Contessa Ceprano wie auch als Giovanna und ebenso Jolyon Loy als Marullo. Stimmkräftig, meist homogen vernahm man den Herrenchor der Tiroler Festspiele (Einstudierung: Olga Yankun).
Dramatisch
Asher Fisch ließ im Orchester der Tiroler Festspiele Erl die eingängige Musik der beliebten Oper aus Verdis mittlerer Schaffensperiode dramatisch zugespitzt musizieren. Manchmal nahm der Dirigent jedoch zu wenig Rücksicht auf die Sängerinnen und Sänger, ließ einen zu hohen Lautstärkepegel zu und deckte diese zu. Fisch entfachte jedoch mit vielen dynamischen Abstufungen immer große Spannung sowie Leidenschaft und es gelangen auch betörende, lyrische Momente.
Obwohl konzertant angekündigt, wurde auf der Bühne vor dem Orchester von den Protagonisten immer wieder intensiv und berührend gespielt.
Eine Wiederholung gibt es am 25. Juli um 19 Uhr mit Luca Salsi in der Titelrolle. Infos: www.tiroler-festspiele.at
KURIER-Wertung: **** von *****
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