Jonathan Larsons Rock-Musical „tick, tick... BOOM!“ benötigt nämlich nur vier Musiker und drei Protagonisten, da es nämlich ursprünglich als One-Man-Show konzipiert war. Denn der amerikanische Komponist Jonathan Larson (1960 – 1996) wollte mit seinem Werk „Superbia“ die Welt des Musicals revolutionieren. Doch „Superbia“ wurde nie produziert oder gar aufgeführt.
Leidensweg
Seinen eigenen Leidensweg verpackte Larson daher in „tick, tick ... BOOM!“, einer One-Man-Show, die am Off-Broadway herauskam, später (nach Larsons Tod) zu einem Drei-Personen-Stück erweitert wurde und seitdem einige Erfolge feiern konnte. Zu spät für Larson, diesen bekennenden Verehrer von Musical-Gigant Stephen Sondheim, aber nicht zu spät für die Volksoper, die damit den Rock der 90er-Jahre auf die Bühne bringt.
Idol
Worum geht es? Jon (das Alter Ego von Larson) arbeitet an dem Musical „Superbia“, ist den Theatern in New York völlig erlegen und jobbt daher als Kellner. Seine Freundin Susan möchte weg aus New York und sehnt sich nach einer ruhigen Familienidylle. Und der an AIDS erkrankte Freund Michael will Jon den lukrativen Job in einer Werbefirma schmackhaft machen. Doch Jon hält an seinen Träumen strikt fest. „Superbia“ wird letztlich uraufgeführt. Und an seinem 30. Geburtstag ereilt Jon der lang ersehnte Anruf von seinem Idol Stephen Sondheim, der von „Superbia“ begeistert ist. . . Ein Happy End?
Für die Volksoper auf jeden Fall ja! Denn diese Produktion hat Witz, Drive und Tragik. Vor allem aber viele sehr gute Songs (gesungen wird in englischer Sprache, die Dialoge sind auf Deutsch) und ein starkes Retro-Flair. Fantastisch, wie das Christian Frank (Leitung), Felix Reischl, Marlene Lacherstorfer und Mario Stübler von der Bühne aus (gut gelöst, weil dreigeteilt: Agnes Hasun) mit Gitarre, Bass, Keyboard und dynamisch-forcierendem Schlagzeug über die Rampe bringen.
Regisseur Frédéric Buhr hat extrem präzise inszeniert; die Darsteller sind Weltklasse. Jakob Semotan als fabelhafter John, Juliette Khalil als betörende Susan und Oliver Liebl als Michael geben alles. Standing Ovations! Jonathan Larson hat übrigens auch das Musical „Rent“ komponiert, dessen Welterfolg durfte er nicht mehr erleben.
Von Peter Jarolin
Kommentare