Theater rund um die KI: Melle sorgt als Roboter für Unbehagen

Theater rund um die KI: Melle sorgt als Roboter für Unbehagen
Das unkonventionelle Stück „Uncanny Valley“ von Stefan Kaegi (Rimini Protokoll) im Rahmen der Ars Electronica in Linz

Von Dominik Volb

Wie viel Empathie können wir auf Roboter projizieren? Diese Frage stellt Stefan Kaegi, Mitbegründer des Kollektivs Rimini Protokoll, im Rahmen des bis Sonntag laufenden Ars Electronica Festivals in seinem unkonventionellen Stück „Uncanny Valley“. Die Inszenierung des Schweizers, am Mittwoch im „Zirkus des Wissens“ an der Johann-Kepler-Universität in Linz präsentiert, kommt ganz ohne Schauspieler aus. Zum philosophischen Diskurs lädt einzig ein redefreudiger Roboter ein.

Dieser ist dem deutschen Schriftsteller Thomas Melle nachempfunden, der in seinen Werken mitunter über das Leben mit einer bipolaren Störung reflektiert. Auch sein Double ist mit diesen Zügen versehen, jedoch verhindert eine innere Wand die Identifikation oder persönliche Anteilnahme mit der Maschine.

Hirn mit Kabelsalat

Hier kommt der namensgebende „Uncanny-Valley-Effekt“ ins Spiel. Je größer die optische Ähnlichkeit eines Roboters mit seinem Benutzer ist, desto mehr wird ein ebenbürtiges Verhalten erwartet. Wenn dies nicht erfüllt wird, kommt es rasch zu Unbehagen. Kaegi spielt bewusst mit dieser Emotion und stellt mit der technisch annoncierten Puppe auch die Frage nach der Digitalisierung unseres Wesens.

Der Hinterkopf des Roboters blieb während der einstündigen Performance offen, der Kabelsalat für alle sichtbar. Auf eine Art macht Melle 2.0 das wieder menschlicher, ist doch sein Inneres mindestens genauso sensibel wie das unsere.

In der anschließenden Gesprächsrunde thematisierte der Künstler an der Seite von Psychologin Martina Mara auch die Obsession mit dem Andersartigen: „Bei der Auseinandersetzung mit dem Unmenschlichen kann ich mich selbst auf eine Metaebene heben und ein Beobachter des beobachtenden Ichs werden.“ Dominik VolB

Kommentare