"Best Exotic Marigold Hotel" auf der Rosenburg: Indisches Flair und britischer Humor

Eine Gruppe älterer Menschen mit Gepäck wird von zwei Frauen in Saris begrüßt.
Zurecht viel Jubel: „Best Exotic Marigold Hotel“ bezaubert als „Sommernachtskomödie“ auf der Rosenburg.

Den Begriff „Sommertheater“ verbinden viele mit seichter Unterhaltung. Doch burleske Schenkelklopfer-Gaudi ist nichts für Intendantin Nina Blum. Seit zehn Jahren sucht sie für ihre „Sommernachtskomödie“ auf der Rosenburg im niederösterreichischen Waldviertel Stoffe mit Tiefgang aus. Für die zehnte Ausgabe ließ sie von Regisseur Marcus Ganser eine feinsinnige, britische Komödie auf die Rundbühne ihres Zelts bringen.

Deborah Moggachs Bestseller „Best Exotic Marigold Hotel“, 2012 mit Stars wie Judi Dench, Maggie Smith und Dev Patel verfilmt, erzählt von Briten, die gezwungenermaßen in der ehemaligen Kolonie Indien ihren Ruhestand genießen wollen. Denn für einen angemessenen Lebensstandard in Großbritannien fehlt ihnen das nötige Geld. Also auf nach Jaipur! Dort lockt ein Hotel mit allem, was man sich nicht einmal erträumen kann. Doch die Realität sieht anders aus. Der Wasserhahn tropft, Kakerlaken sind hartnäckige Zimmergenossen, Telefon und Internetzugang funktionieren nicht.

Sonny Kapoor (Curdin Caviezel) hadert mit diesem stark renovierungsbedürftigen Erbe seines Vaters und mit seiner Mutter (Sonja Romei), die nicht nur das Hotel verkaufen will, sondern auch seine Freundin ablehnt. Dann kommen die Engländer. Ganser taucht mit einfachen Mitteln die Arena in indisches Flair. Ein paar Möbelstücke, ein beleuchteter Kubus, der sich je nach Bedarf hebt und senkt und eine Rikscha reichen. Er spielt geschickt mit Klischees und dem Clash der Kulturen. 

Der Schriftsteller John von Düffel lässt in seiner deutschen Übersetzung typischen britischen Humor durchschimmern und öffnet den Blick in menschliche Seelen. Dass er auch ein paar deftige Exkurse einbaut, muss man in Kauf nehmen, etwa wenn Norman (Peter Kaghanovitch, der sich mit einem Kopfstand Extra-Applaus verdient) sein Verlangen nach einer Partnerin für gewisse Stunden ausdrückt. Die Reisenden sind vereint in ihrem Schicksal. Sätze wie „Wir sind alle alt, es ist für uns gelaufen“, werden vom Geschehen leichtfüßig widerlegt. Das ist die Stärke dieser Komödie. 

Gespielt wird vom gesamten Ensemble ausgezeichnet. Dany Sigl verwandelt sich von der resignierten Muriel im Rollstuhl in ein resolutes Kraftzentrum am Ende. Konstanze Breitebner berührt als Evelyn, der nach dem Tod ihres Mannes nur ein Haufen Schulden geblieben sind. Sie hat nichts mehr zu verlieren. Doch sie resigniert nicht und verschafft sich sogar einen Job in einem Call-Center. Johannes Terne nimmt man den Briten, der sich nichts verdrießen lässt, sofort ab. Er und seine Frau Jean (Sylvia Haider) haben ihre Abfertigungen in das Start-up-Unternehmen ihrer Tochter investiert und stehen vor dem Nichts. 

Eduard Wildner bewegt als eleganter pensionierter Jurist Jimmy. Er ist in Indien aufgewachsen. Seine Jugendliebe, einen Mann, musste er zurücklassen. Die Schuldgefühle verfolgten ihn sein Leben lang. Bigi Fischer stürzt sich mit Verve als Madge in ihre Partnersuche. Soi Schüssler betört als Sonnys Freundin. Pranali Sanghmitra Bhagwat verkörpert anmutig eine Angestellte im Hotel. Joshy Cherukattu ergänzt als charmanter Arzt. Zurecht viel Jubel für diese Komödie mit Tiefgang.

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