Kritikerumfrage: Das sind die "Theater des Jahres" im deutschen Sprachraum

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Magdeburg erhielt Top-Prädikat. "Inszenierung des Jahres" war Florentina Holzingers "Sancta", Volkstheaer-Mimin Julia Riedler ist "Schauspielerin des Jahres".

Das Theater Magdeburg ist einer Umfrage des Fachmagazins „Theater heute“ zufolge die Bühne des Jahres. Befragt wurden 47 Kritikerinnen und Kritiker zur vergangenen Spielzeit. Mit sechs Stimmen entfielen die meisten Nennungen auf das Schauspiel Magdeburg, wie es im neuen Jahrbuch heißt. Das Fachmagazin schrieb von einer Überraschung. 

Die Berliner Volksbühne und das Staatstheater Wiesbaden landeten mit jeweils vier Stimmen auf dem zweiten Platz. In der Saison davor war das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg als Theater des Jahres ausgewählt worden. In einer Analyse schrieb Kritikerin Eva Behrendt, es sei immer wieder gelungen, das Schauspiel Magdeburg in die überregionalen Nachrichten zu bringen. Sie lobte die dreiköpfige Schauspieldirektion und das junge Ensemble.

Auch wenn mit dem Burgtheater zuletzt 2015 ein österreichisches Haus in dem Ranking die Top-Position belegte, fand die heimische Theaterszene in der Umfrage durchaus Beachtung: Die Performerin Florentina Holzinger, deren Werk "Sancta" nach einer Premiere in Schwerin 2024 bei den Wiener Festwochen aufgeführt worden war, erreichte den Titel "Inszenierung des Jahres". Ausgezeichnet wurde auch das Bühnenbild von Nikola Knežević, das etwa Halfpipe und Kletterwand zeigte. 

Als Schauspielerin des Jahres setzte sich in der Umfrage die Österreicherin Julia Riedler durch, die am Wiener Volkstheater in „Fräulein Else“ nach Arthur Schnitzler zu sehen ist und etwa im „Tatort“ mitspielte. 

Sechs Tanzstunden in sechs Wochen | Richard Alfieri | Kasino

Magdeburg und mehr

Das Theater Magdeburg war in diesem Jahr erstmals zum renommierten Theatertreffen in Berlin eingeladen - mit Jan Friedrichs Inszenierung „Blutbuch“ nach dem gleichnamigen Roman von Kim de l'Horizon. Geleitet wird das Schauspiel von Dramaturg Bastian Lomsché, Regisseurin Clara Weydel und Kostümbildner Clemens Leander. Die Gesamtintendanz liegt bei Julien Chavaz.  

PRÄSENTATION KUNST-BIENNALE 2026: HOLZINGER

Holzinger, die Österreich 2026 auch bei der Kunstbiennale in Venedig vertreten wird, setzt sich In „Sancta“ setzt mit der katholischen Kirche auseinander. „Auch wenn das Publikum insbesondere in Stuttgart mit Ohnmachten zu kämpfen hatte, begeisterte das Gesamtkunstwerk über alle Genregrenzen hinaus“, heißt es im Magazin. Neun Jurymitglieder stimmten dafür. 

Holzinger hatte für die Koproduktion, die in Schwerin Premiere gefeiert hatte, die Oper „Sancta Susanna“ von Paul Hindemith als Vorlage genommen. In einem Interview von „Theater heute“ wurde sie auf die Eigenheiten eines Opernpublikums angesprochen. „Ich fand es irgendwie auch cool, dass ein Opernpublikum tendenziell Kunst noch immer so ernst nimmt“, sagte Holzinger. „Sie respektieren das Ergebnis entweder sehr oder sind unheimlich echauffiert darüber - beides bedeutet, dass es ihnen enorm wichtig ist.“  

Schauspiel-Stars

 Schauspieler des Jahres sind neben Julia Riedler nach Meinung der Kritikerinnen und Kritiker Andreas Döhler (Berliner Ensemble/„Kleiner Mann - was nun?“), Moritz Kienemann (Deutsches Theater/„Hinkemann“) und Thomas Schmauser (Münchner Kammerspiele/„Mephisto“). Das Stück des Jahres ist nach Meinung der Kritikerinnen und Kritiker Dea Lohers „Frau Yamamoto ist noch da“, das insgesamt acht Stimmen bekam. Ein besonderes Ärgernis war aus Sicht vieler Kritikerinnen und Kritiker die „fatale Spar- und Kulturpolitik“ in Berlin und an anderen Orten.  

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