Diese macht bekanntlich in Neapel und Umgebung ihre Geschäfte. Bevor es aber nach Kampanien geht, hat McCall noch etwas auf Sizilien zu erledigen. Dort, wo seit vielen Jahren die Cosa Nostra das Sagen hat, möchte er sich von einem Mafiapaten etwas zurückzuholen, dass jemand anderem gehört. Dafür löscht er im Alleingang erst einmal ein Weingut südlich von Palermo aus. Da es dort auch unzählige Küchenmesser (in Italien dreht sich ja immer alles ums Essen) gibt, ist die Sache kein schöner Anblick: Die Kamera hält aber trotzdem ordentlich drauf.
Und so begleitet man in den ersten paar Minuten den bereits erwähnten Mafiapaten dabei, wie er im weißen wie luftigen Sommer-Leinen-Hoserl übel zugerichtete Leichen steigt. Im Keller angekommen, trifft er dann auf den Verursacher dieses Massakers: Robert McCall. Der wird zwar von zwei Typen mit der Waffe bedroht, ballert sich aber in 9 Sekunden aus der Umklammerung und hat dann wenig Mitleid mit dem Capo: Nach ein paar flotten Sprüchen beendet er mit einem Kopfschuss die erste blutige Szene des Films.
Als Dankeschön bekommt er dann von einem kleinen Jungen, dem Sohn des Mafia-Paten, eine Kugel in den Rücken. Mit einem Kleinkalibergewehr kann man einen McCall zwar nicht zur Strecke bringen, aber es reicht, um ihn ein paar Tage ruhig zu stellen.
Überzeichnet
Gesund gepflegt wird McCall dann aber nicht auf Sizilien, sondern in einer italienischen Küstenstadt namens Altamonte (gedreht wurde in Positano an der Amalfiküste). Dort flickt ihn der Arzt Enzo zusammen und verordnet ihm ein paar Tage Bettruhe. Während sich "der Amerikaner" langsam von seiner Verletzung erholt, verliebt er sich in das malerische Örtchen – und ihn seine Bewohner. Blöd nur, dass auch die Mafia Altamonte ganz romantisch findet. Und so ist es mit der Ruhe und Erholung bald zu Ende.
McCall bringt einen nach dem anderen zur Strecke. Dabei geht er mit einer Gelassenheit, aber auch Brutalität vor, die außergewöhnlich ist. Er ist in seinem Gegner in allen Belangen überlegen; er kassiert keinen Kratzer und zwingt die noch so bedrohlich aussehenden, bis oben hin zugepeckten und völlig überzeichneten Mafiosi in die Knie – oft nur mit einem Handgriff. Dem zweifachen Oscarpreisträger Denzel Washington merkt man bei den Kampfszenen seine 68 Jahre nicht an.
Ciao Roberto
Regisseur Antoine Fuqua, der mit Washington bereits die ersten beiden Filme sowie den Oscar-prämierten Thriller "Training Day" und das Western-Remake "Die glorreichen Sieben" drehte, richtet den Fokus von Beginn an auf Gewaltszenen. Es genügt ihm nicht, dass man die übel zugerichteten Toten in Nahaufnahme sieht. In den knapp zwei Stunden werden Schädel durchbohrt, Hälse aufgeschlitzt und Gliedmaßen abgetrennt. Nicht besonders einfallsreich.
Auch das angebote Kontrastprogramm ist nicht sonderlich sehenswert. Es ist eine Aneinanderreihung von unzähligen Italien-Klischees. Auf der wunderschönen Piazza im Dorf sitzen dann alle den ganzen Tag herum, trinken Caffé, essen Pasta mit frisch aus dem Meer geholten Fisch, oder Kebab, was nicht sehr italienisch ist. Egal. Denn alle genießen dolce fa niente, das „süße Nichtstuns“, gehen brav in die Kirche und leben das unbeschwerte Fischerdörfchenleben, wenn nicht die Mafia wäre. Aber dafür haben sie ja ihren neuen Mitbürger, Robert „Roberto“ McCall. Der löst das Problem nach seinem Frühstückstee im Alleingang.
Das ist dann genauso langweilig, wie es sich liest. Am Ende hat der Film eigentlich nur Verlierer. Der größte heißt Positano. Denn der ohnehin schon völlig überlaufene Ort an der Amalfiküste wird leider so schön von der Kamera porträtiert, dass wohl tausende Kinobesucher gleich nach dem Filmende ein Flugticket nach Italien buchen werden. Das reale Problem der dort lebenden Menschen ist also nicht die Mafia, sondern sind die Touristenmassen.
Ab 31. August im Kino.
INFO: The Equalizer 3: Letzter Teil der Action-Trilogie mit Denzel Washington als Ex-Regierungsagent Robert McCall. Mit Denzel Washington, Dakota Fanning, Gaia Scodellaro, Remo Girone, David Denman, Sonia Ammar, Eugenio Mastrandrea und Andrea Scarduzio. Regie: Antoine Fuqua.
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