Stephen-King-Verfilmung "The Life of Chuck": Eine Traumwelt und ihr Alb

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Tom Hiddleston überzeugt in der Mischung aus Science-Fiction-, Liebes-, Tanz- und Katastrophenfilm.

Kurzgeschichten sind ideale Vorlagen für Filme. Und ganz besonders die von Stephen King. Doch wie soll man so einem Film in einer Kritik beikommen? Alles könnte ein Spoiler sein.

Der Film ist jedenfalls ein nicht-chronologischer Blick auf das Leben des Buchhalters Chuck Krantz. Auf den ersten Blick ist er ein Niemand, jenseits der 30. Gelangweilt von einem Fortbildungsseminar, fällt sein Blick auf eine Straßenmusikerin. Und legt mit einem Mal eine Tanzperformance hin – skurril, bisweilen komisch und hervorragend choreografiert. Später erst erfährt das Publikum, was es damit auf sich hat. Gespielt wird der erwachsene Chuck von Tom Hiddleston. Genial.

In solchen Szenen deutet nichts auf ein nahes Ende der Welt hin. Im Gegenteil. Doch es steht Stephen King hinter dieser Geschichte ...

Weitere Figuren des Films sind zwei Privatschullehrer – Marty Anderson und Felicia Gordon –, die einst ein Ehepaar waren.

Teil eins (von drei) des Films spielt in einer Zukunft, in der die gewohnte Zivilisation zu zerbrechen scheint – angefangen mit einem Internetausfall, der zunächst die Stromversorgung irritiert und sich zu einer eigenständigen Kraft zu entwickeln scheint. Technologien und Dienstleistungen funktionieren nicht mehr. Wie sich das auswirkt, erfährt man durch eingestreute News-Fetzen: Kalifornien rutscht Stück um Stück in den Pazifik, Erdbeben werden aus aller Welt gemeldet, in Deutschland bricht ein Vulkan aus.

Und überall tauchen Bilder von Chuck auf. Auf einer Plakatwand steht, dass ihm alle für 39 wundervolle Jahre danken sollen.

Zweitbeste Entscheidung

Aber was hat er getan? Der gesamte Film ist, wie man im Nachhinein erkennt, voller Momente, in denen die Figuren spontane Entscheidungen treffen – nicht immer zu ihrem Besten. Aber keine Sorge: Dies ist nicht die Art von Film, in dem Menschenleben disponibel sind. Er ist – trotz (?) Stephen King – sogar irgendwie herzlich. Er gibt den Zuschauern das, was David Lynch „Raum zum Träumen“ nannte. Und der eine oder andere Alb gehört zur Traumwelt ja dazu.

„The Life of Chuck“ ist ein Science-Fiction-, ein Liebes- und ein Tanzfilm, eine etwas traurige Lovestory und auch ein Katastrophenfilm. Eines aber ist er jedenfalls nicht, so sehr man es beim Namen Stephen King auch erwartet hätte: ein Horrorfilm.

Vielmehr erzählt er eine sanft-bewegende Geschichte über Leben und Tod, mit mehr als einem Hauch von Philosophie und einer Prise des Fantastischen. Parallel zu den Figuren des Films soll auch das Publikum erkennen, dass jeder Moment im Leben zählt. Dazu wirft er noch die zentrale Frage auf: Kann das Leben eines Einzelnen den Verlauf der ganzen Welt beeinflussen?

INFO: USA 2024. 110 Min. Von Mike Flanagan. Mit Tom Hiddleston, Nick Offerman.

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