Filmkritik zu "Die Schlümpfe: Der große Kinofilm": Bruderzwist in Schlumpfhausen

Schlumpfine und andere Schlümpfe schauen besorgt.
Die Neuauflage von Chris Miller setzt auf einen neuen Bösewicht und einen schrillen Mix aus Superhelden-Parodie, Musical und Live-Action.

Alle Schlümpfe haben einen Namen, und das schon seit 1958: Sie heißen Papa Schlumpf, Schlaubi und Muffi, Torti, Fauli und natürlich Schlumpfine – „die Coolste von allen“.

In der schrillen Neuauflage von Chris Miller finden sich einige Schlumpf-Updates wie etwa der zeitgeistige Influencer-Schlumpf, der Flüster-Schlumpf, der Ganz-hinten-Schlumpf und der Soundeffekt-Schlumpf. Und dann gibt es noch einen, der keinen Namen hat: Er heißt No-Name-Schlumpf.

Er ist der Held einer Abenteuergeschichte, die sich nicht mehr auf angestammte Bösewichter wie Zauberer Gargamel und seine hämische Hauskatze Azrael verlässt. Stattdessen taucht plötzlich Gargamels bislang unbekannter Bruder Razamel auf, dessen spitze Nase stark an die des Verbrechers Gru in dem Animationshit „Ich – Einfach unverbesserlich“ erinnert. Er ist es, der Papa Schlumpf direkt aus dem knallbunten Schlumpfhausen entführt. In letzter Sekunde kann Papa Schlumpf den Schreck starren Schlümpfen noch eine mysteriöse Botschaft zurufen: „Findet Ken!“

Denn nicht nur Gargamel hat einen Überraschungsbruder, auch Papa Schlumpf: Sein Macho-Verwandter Ken besitzt ebenfalls eine rote Erkennungsmütze, trägt dazu aber roten Vollbart. Er schließt sich der wackeren Schlumpfine an, die sich mit No Name ins Abenteuer stürzt, um Papa Schlumpf zu befreien.

Superhelden

No Name leidet unter seiner Namenlosigkeit und ist auf Identitätssuche. Bei der Gelegenheit entdeckt er Zauberkräfte in sich, wie sie auch Superhelden besitzen. Überhaupt setzt der Schlumpf-Neustart eine Assoziationskette an popkulturellen Referenzen frei, die offensichtlich an die erwachsenen Begleitpersonen von kleinen Kindern gerichtet ist. Als ob es nicht schon genug Superheldenfilme gäbe, verwandelt sich ein harmloses Schlumpfabenteuer in eine übersteuerte Superhelden-Parodie, in der die Schlümpfe durch intergalaktische Zeitströme in Marsh-Mellow-farbige Multiversen katapultiert werden. Oder nach München.

Dort verschmilzt die rundlich-nette 3D-Animation mit einem etwas kruden Live-Actionfilm; und die Schlümpfe lassen sich per Pizza-Lieferdienst dem bösen Razamel direkt ins Schloss zustellen.

Chris Miller, vormals Regisseur von „Der gestiefelte Kater“ und „Shrek der Dritte“, outet sich als Freund der Meta-Ebene. Schlau beschwört er Marvel-Welten und australische Mad-Max-Verweise, blättert lässig durch Anime-Cartoons oder speist die 3D-Schlümpfe in zweidimensionale Nintendo-Spiele ein. Und weil er mit dem Casting von Rihanna als englischer Original-Stimme von Schlumpfine einen echten Marketing-Coup gelandet hat, mutieren die Schlümpfe im Trommelfeuer des Genre-Mix zwischendurch auch kurzfristig zum Musical. Ein herzerwärmendes Kinderabenteuer sieht anders aus, und selbst Schlumpfnostalgiker könnten bei dem hochgejazzten Reboot in den Worten von Schlumpfine zu der Einsicht kommen: „Ich mag deine Schlumpfitüde nicht.“

INFO: USA/BEL/I 2025. 92 Min. Von Chris Miller. Mit der Stimme von Uwe Ochsenknecht.

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