Staatsopernchef zu Proben-Erlass: "Man muss sich halt was einfallen lassen"

Bogdan Roscic
Bei den großen österreichischen Bühnen sorgen die Regelungen für die künftige Probenarbeit aufgrund des Coronavirus für höchst unterschiedliche Reaktionen.

Die professionellen Theaterhäuser oder Orchester und Musikgruppen dürfen mit 1. Juni ihren Probenbetrieb wieder aufnehmen - allerdings nur unter Einhaltung der aktuellen Schutzbestimmungen zur Eindämmung des Coronavirus. "Wenn sie sich an alle Regeln halten, ist es möglich, mit 1. Juni zu beginnen", sagte Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek am Freitag.

Bei den Chefs der großen österreichischen Häuser sorgt das für höchst unterschiedliche Reaktionen.

Burgtheaterdirektor Martin Kušej sprach in der "ZiB" des ORF am Freitagabend von einem Desaster für die Szene. "Theaterarbeit ist Freiheit, man muss frei arbeiten, man muss sich kreativ aufeinander einlassen können. Auf jeden Fall ist Theater mit Sicherheitsabstand nicht möglich", sagte Kušej.

Föttinger: "Können nicht Theater spielen"

Auch Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger  bezeichnete die avisierten Regelungen für Veranstalter als Ausschlusskriterium bis zumindest 31. August. "Wir können nicht Theater spielen. Weil wir uns als Theater nicht an die Regeln und Gebote halten können", sagte Föttinger in der "ZiB 2".

"Es gibt bei uns am Theater keine Abstandsregel, die kann nicht funktionieren", erläuterte Fötttinger. "Es gibt auch keinen Nasen-Mundschutz bei uns. Das kann auch nicht funktionieren. So lange diese Regeln aufrecht sind, kann kein Theater probieren."

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Laufenberg: "Auflagen nicht realisierbar"

Für das Grazer Schauspielhaus bedeute der neue Erlass bezüglich der Kulturaktivitäten, dass "wir keine der vier bereits weit gearbeiteten Inszenierungen bis Ende der Saison proben können", befand Intendantin Iris Laufenberg im APA-Gespräch. Sie hoffe auf die ankündigten "weitreichenden Lockerungen" im Mai, "damit belastbare Planungen für die nächste Spielzeit überhaupt möglich sind".

Für "fast alle Bühnenkünste sind die Auflagen, u. a. maximal eine Person pro 20 Quadratmeter, sowohl im Proben- aber auch im Vorstellungsbetrieb schwer bzw. nicht realisierbar", erklärte Laufenberg. Daher könnten vorläufig Produktionen, die wie Shakespeares "Macbeth" schon weit gediehen seien, nicht geprobt werden. "Wir bleiben trotzdem optimistisch", betonte die Intendantin.

Roščić: "Für Erwachsene und Profis möglich"

Pragmatischer sehen das die Kollegen von den Opernhäusern. "Jetzt im Juni geht es wirklich um Vorproben und da muss man sich, finde ich, ein bisschen was einfallen lassen", sagte Staatsoperndirektor Bogdan Roščić in der "ZiB 2".  "Ja natürlich, die romantischste Kussszene der Welt wird mit einem Meter Abstand schwer zu proben sein. Aber unter Erwachsenen und Profis wird es doch möglich sein, dass man trotzdem miteinander arbeitet."

Kultur soll schrittweise wieder anlaufen

Einzelproben und -trainings mit einer möglichst geringen Anzahl an Involvierten - also etwa ein Tänzer und eine Choreografin - sollen sogar bereits ab dem 18. Mai erlaubt sein.

Darüber zeigt sich die Intendantin der Grazer Oper, Nora Schmid, erfreut. "Ich bin froh, dass wir ab dem 18. Mai mit den Sängerinnen und Sängern des Ensembles sowie mit den Mitgliedern der Ballettcompany Einzelproben bzw. Einzeltrainings zum Erhalt ihrer künstlerischen Fertigkeiten sowie zur Vorbereitung der kommenden Saison angehen können, natürlich unter Einhaltung aller sicherheitstechnischen Vorgaben" erklärte Schmid gegenüber der APA.

Wie es im Herbst weiter gehen soll, wird noch überlegt: "Was die Planung der kommenden Saison betrifft, so musste ich bereits die seit zwei Jahren geplante Eröffnungsproduktion absagen." 

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