Ja, "Il trittico " hat wieder Saison. Salzburg, Berlin und nun auch Wien haben dieses 1918 an der New Yorker Met zur Uraufführung gebrachte (Puccini war nicht anwesend) Konglomerat aus Eifersuchtsdrama, Nonnentragödie und Erbschleicherkomödie binnen kurzer Zeit auf die Bühne gebracht. Salzburg setzte dabei alles auf Asmik Grigorian als "Schwester Angelica, an der Deutschen Oper in Berlin hat man das Ganze als eine Art Wimmelbild aufgelöst.
Sein oder doch Sein
Und an der Staatsoper? Das wollte Tatjana Gürbaca über das Sein nachdenken. Daher prangt auch in Neon-Lettern das Wort SEIN über der Holzkistenbühne von Henrik Ahr. Im ersten Teil der Trilogie kann man noch etwas von "glücklich " erspähen. Und das war es dann auch im großen und ganzen schon mit der Regie.
Ach ja, die Holzbühne verengt sich immer mehr im dritten Teil also in der Komödie "Gianni Schicchi" gibt es es bisschen Karneval, und Benito Mussolini setzt den Kampf ums Geld indirekt in Gang. Das aber erfährt der Besucher nur über die Übertitelanlangen. Sonst ist Rampensingen angesagt. Mehr auch nicht.
Dreiecksdrama mit Desinteresse
Das bekommt jedoch vor allem dem ersten Teil des "Il trittico " gar nicht gut. Denn "Der Mantel" ist ein hochdramatisches Dreiecksdrama - oder sollte es zumindest sein. Der Schiffer Michele und seine Frau Giorgetta haben einander geliebt. Der Verlust des gemeinsamen Kindes hat Giorgetta in die Arme eines gewissen Luigi getrieben. Michele kommt dahinter, tötet den Rivalen und (am Ring) auch sich selbst. Eine Paraderrolle für den darstellerisch wie stimmlich intensiven Bariton Michael Volle, der allerdings in Anja Kampe nur eine auch vokal mäßig interessierte Giorgetta findet. Joshua Guerrero gibt einen passablen Luigi.
Der beste Teil
In "Schwester Angelica" - jener Teil, der überraschenderweise am Besten gelingt - sind es die überragende Eleonora Buratto in der Titelpartie als die wegen eines Fehltritts (uneheliches Kind) ins Kloster verbannte Nonne, die letztlich Suizid begeht. Und die fulminante Michaela Schuster als "Tante Fürstin ", die beide aus Kitsch Kunst machen
Bleibt noch "Gianni Schicchi ", ein Werk, das lustig sein sollte am Ring aber trotz einiger Masken und des mächtigen Ambrogio Maestri, der stimmlich wie darstellerisch alles kann, nur zum Schmunzeln anregt. Auch vokal sehr sympathisch agieren Serena Saenz als Lauretta und Bogdan Volkov als junges Liebespaar
Kompliment aber an alle Mitwirkenden in den kleineren Rollen und an den Chor. So ein Luxusensemble hat kaum ein anderes Haus! Und auch ein großes Kompliment an Dirigent Philippe Jordan. Der (leider) scheidende Musikdirektor bringt mit dem Orchester der Wiener Staatsoper - die Philharmoniker sind ja bekanntlich auf Tournee - einen sehr feinfühligen Puccini zu Gehör. Ein bisschen mehr Dramatik ist noch erlaubt. Aber "Schwester Angelica" hat man selten so gehört.
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