Quasi als Appetizer auf Shakespeare fungierte die Tondichtung „Till Eulenspiegels lustige Streiche“ von Richard Strauss, die dank des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich und Chefdirigent Yutaka Sado zum etwa 20-minütigen Bravourstück wurde. Herrliche Soli sowie ein wunderbares Orchester-Kollektiv waren da zu hören. So geht Strauss sehr gut.
Dann aber der „Sommernachtstraum“ in einer halbszenischen Aufführung in der Regie von Carolin Pienkos, die zugleich eine neue, recht abenteuerliche Textfassung erstellt hatte. Der Prolog galt den Worten Franz Grillparzers, das Basisgerüst bildete die Übersetzung von Frank Günther.
Sammelsurium
Doch auch die Bearbeitungen eines August Wilhelm Schlegel oder eines Ludwig Tieck fanden Eingang in diese doch seltsam langatmige Readers-Digest-Version von Shakespeares Komödie. Die Musik trat – und das war sehr schade – etwas in den Hintergrund. Denn die Tonkünstler, Yutaka Sado und die Damen des Wiener Singvereins (Einstudierung: Johannes Prinz), vor allem aber die hervorragenden Solistinnen Nikola Hillebrand (Sopran) sowie Patricia Nolz (Mezzo)hätte man gerne öfter gehört. Das ging aber stückgemäß nicht.
Und somit wurde dieser „Sommernachtstraum“ zu einem visualisierten Solo für den Schauspieler Cornelius Obonya. Dieser hatte nämlich alle (!) Rollen zu stemmen, musste zwischen Elfen, Königen, Hofnarren (Puck) Feen, Handwerkern und Liebespaaren vokal changieren.
Stimmengewirr
Obonya gelang dieser Balanceakt meist sehr gut. Irgendwo zwischen Flüstern, Flöten Grollen, Schwärmen, Befehlston und Kichern wurden die Figuren recht plastisch zum Leben erweckt. Nachteil: Wer den „Sommernachtstraum“ nicht so gut kannte, der konnte sich in diesem Stimmengewirr auch leicht verirren. Oder wie eine Besucherin nach der Aufführung meinte: „Jetzt muss ich das Stück wieder lesen, damit ich mich auskenne.“
Denn auch die Visualisierung – hätte es die wirklich gebraucht? – trug nur wenig zu neuen Erkenntnissen bei. Zwölf Bildschirme hatte Carolin Pienkos über die Köpfe von Chor und Orchester hängen lassen. Auf diesen waren viel Grün (Wald!), Wasser (alles ist im Fluss!), Schmetterlinge (ein Zeichen der Transformation!) und immer wieder Cornelius Obonya zu sehen. Das war sehr hübsch, lenkte aber fast noch mehr von der musikalisch ohnehin spärlichen Seite ab.
Egal, denn einen Versuch war dieser „Sommernachtstraum“ allemal wert. ORF III übertrug die Festivaleröffnung live-zeitversetzt. Weitere Ausstrahlungen folgen am 13. August (20.04 Uhr) auf Radio Niederösterreich und am 2. September (15.05 Uhr) auf Radio Ö1.
Zudem wurde der Vertrag zwischen dem ORF und der Niederösterreichischen Kulturwirtschaft verlängert: So sind die Übertragungen der Sommernachtsgala bis 2026, des Jubiläumskonzerts anlässlich 20 Jahre Grafenegg und des Festkonzerts zur Eröffnung des Rudolf Buchbinder Saals 2026 fixiert.
Kommentare