Erstens war es diesmal genau 40 Jahre her, dass Rudolf Buchbinder, der pianistische Intendant des Festivals, zum ersten Mal in Grafenegg aufgetreten war – zum Jubiläum war er nun mit dem 1. Satz des Klavierkonzertes von Robert Schumann op. 54 zu hören. Mit phänomenaler Leichtigkeit bei gleichzeitigem erzählerischem Tiefgang.
Zweitens war der neue Chefdirigent des Tonkünstler-Orchester Niederösterreich erstmals bei diesem Anlass zu erleben: der Franzose Fabien Gabel als Nachfolger von Yutaka Sado. Erster Eindruck nach diesem kulinarischen, aber durchaus anspruchsvoll zusammengestellten Best-of-Programm: Gut, dass es diesen Wechsel gab. Gabel hat erkennbare Ansprüche, ist um Klangkultur bemüht, scheint Power und Überzeugungskraft am Pult zu haben, ist aber noch etwas steif, vielleicht weil überambitioniert.
Aufwärts?
Das schwierige Fach mit großen Klanggebilden dürfte ihm mehr liegen als das leichtere, in der französischen Musik ist er definitiv firm. Wäre schön, wenn das Orchester mit ihm einen Aufwärtsschwung nähme, die Voraussetzungen sind gegeben.
Gleich zu Beginn stand das Konzert auch unter dem Stern des Jahresregenten Johann Strauss jun. mit dem Einzugsmarsch aus dem „Zigeunerbaron“. Der hätte wienerischer, verspielter, leichter tönen können. Musikalische Highlights waren in Folge das „Intermezzo“ aus Pietro Mascagnis „Cavalleria rusticana“ sowie ein Stück der Komponistin Augusta Holmès (1847 – 1903).
Sängerisch beeindruckten sowohl die südafrikanische Mezzosopranistin Siphokazi Molteno mit noblem Timbre und feiner Phrasierung (als Rosina, Sapho und als Charlotte) sowie der Tenor Michael Spyres (als Rossinis Figaro, als Calaf und Werther) mit Kraft in allen Lagen und schöner Höhe. Ein gut gebasteltes Programm, charmant moderiert von Teresa Vogl.
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