Soll die Bundestheater-Holding nun aufgelöst werden?

Ein Schreibtisch mit Aktenordnern, einem Stempel, einer Kaffeetasse und abgelehnten Dokumenten, über dem ein Paragraphenzeichen an einem Spinnenfaden hängt.
Es gibt durchaus Stimmen, die meinen, man bräuchte die Konstruktion für Burgtheater, Staats- und Volksoper nicht mehr.

Sehr geehrtes Kulturamt!

Ich habe über Ihr Medium mitbekommen, dass Christian Kircher, der Chef der Bundestheater-Holding, im Frühling 2026 aufhört. Seit Jahren frage ich mich, was eine Theaterholding eigentlich tut und wofür man sie braucht. Aus gegebenem Anlass beantrage ich daher die Auflösung derselben und die Rückverwandlung zur alten Bundestheaterverwaltung, also zu einer Art Amt. Das muss doch reichen, spart Kosten, und gerade Sie als Amt werden bestimmt Verständnis dafür haben.

Mit freundlichen Grüßen, R. J.

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Sehr geehrter R. J.,

vielen Dank für Ihr Schreiben und für Ihren Antrag, dessen Einlangen wir hiermit bestätigen (Geschäftszahl 21/2025). Mit Ihrem Ansinnen beweisen Sie historische Expertise, nicht alle können sich daran erinnern, dass es eine Zeit vor dem ersten Holdingchef Georg Springer und Christian Kircher gab. Daher werden Sie vermutlich auch noch wissen, wie es zur Bundestheaterholding kam, nämlich im Zuge der Ausgliederung der Bundestheater, die die einzelnen Bühnen (Burgtheater, Staats- und Volksoper) unabhängiger und Politik-ferner machen sollte. Die Idee war gut, die Ausführung etwas weniger.

Die Bundestheater-Holding hat zwar de jure dieselbe Aufgabe wie jede andere Holding, also die Steuerung und Kontrolle der Tochtergesellschaften, die sich wiederum um den operativen Betrieb kümmern. Man kann aber erahnen, wie die Steuerung de facto abläuft, wenn man es mit Theater- und Operndirektoren zu tun hat, die jede versuchte Einmischung von außen zu verhindern versuchen wie eine feindliche Übernahme; wenn Konfliktzonen nicht klar geregelt sind; wenn der Gesetzgeber zuschaut wie Trump im kommenden Jahr den Wrestlern im Garten des Weißen Hauses.

Die Bundestheater hätten also eine essenzielle Aufgabe, und gerade der amtierende Chef konnte strukturell, organisatorisch, moralisch (im Zuge der #MeToo-Debatte an vielen Theatern) und ökonomisch (nach der Aufarbeitung des Burgskandals) viel erreichen. Wären die Theater sich selbst überlassen, würde das Hauen und Stechen um Budgets, Aufmerksamkeit etc. überhand nehmen – daher müssen wir Ihren Antrag ablehnen.

Was allerdings die Zukunft der Holding betrifft, sind wir uns in Anbetracht des Kulturministers nicht sicher, was weniger gefährlich sei: Wenn er sich bei der Bestellung des neuen Holdingchefs oder der Umgestaltung intensiv einbringt – oder eben nicht. Am besten wäre eine starke Holding. Oder ein starker Minister. Nach beidem sieht es nicht aus.

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