Soll der Festwochen-Intendant des Amtes enthoben werden?

Ein Schreibtisch mit Aktenordnern, einem Stempel, einer Kaffeetasse und abgelehnten Dokumenten, über dem ein Paragraphenzeichen an einem Spinnenfaden hängt.
Die Debatte um Milo Rau ist längst auch Thema im (fiktiven) Kulturamt. Dort hat man eine explizite Meinung dazu.

Sehr geehrtes Kulturamt!

Zum wiederholten Male möchte ich Ihnen gegenüber meine Empörung darüber äußern, wie Milo Rau, der Intendant der Wiener Festwochen, agiert und sich und damit auch seine Institution positioniert. Seine Haltung zum Gaza-Krieg, von der abzurücken er nicht fähig scheint, sowie seine die Festwochen beschädigende Vorgangsweise veranlassen mich, eine sofortige Amtsenthebung zu beantragen.

Mit freundlichen Grüßen, A. M.

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Sehr geehrter A. M.,

vielen Dank für Ihr neuerliches Schreiben und für Ihren Antrag, dessen Einlangen wir hiermit bestätigen (Geschäftszahl 22/2025). Wir können Ihnen versichern, dass Sie mit diesem Ansinnen nicht alleine sind.

Da wir jedoch nicht den geringsten Einfluss auf die Festwochen haben und selbst als Kulturamt mit Amtsenthebungen nichts am Hut haben, müssen wir Ihr Begehr allein schon mangels Zuständigkeit ablehnen. Wir erlauben uns auch Zweifel zu äußern, ob solche Forderungen zum gewünschten Resultat führen können, solange sich die FPÖ derart gegen ihn positioniert. Langjährige Beobachter könnten den Eindruck gewinnen, dass sich die Kulturpolitik der Stadt Wien umso mehr einzementiert, je heftiger die Angriffe von Rechts sind. Wenn man Herrn Rau in seiner Funktion auszutauschen bemüht ist, wäre es vermutlich ratsam, wenn ihn die FPÖ lobte – dann wäre er rasch weg.

Beachtlich scheinen uns in diesem Zusammenhang jedenfalls zwei Faktoren: Erstens dass es Herrn Rau gelungen ist, Persönlichkeiten wie Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek gegen seinen Brief aufzubringen, in dem er für Widerstand gegen die Kriegsverbrechen in Gaza aufrief – zuletzt hatte er noch eines ihrer Werke auf die Bühne gebracht (zum Glück vermag Frau Jelinek zu differenzieren – im Gegensatz zu Herrn Rau, ist man zu sagen verleitet); und dass die Festwochen fürderhin von einem Aufsichtsrat unter dem Vorsitz einer Unternehmensberaterin kontrolliert werden. Sieht fast so aus, als sei eh schon alles einerlei.

Wir im Kulturamt wollen uns aber weniger in die Gaza-Debatte einmischen denn in die strukturelle sowie künstlerische. Wie kann es sein, dass ein Intendant seine Einrichtung derart zu eigenen Propagandazwecken missbraucht? Und wann machen die Festwochen wieder künstlerisch von sich reden? Unter Klaus Bachler und Luc Bondy gab es ebenfalls heftige Auseinandersetzungen. Allerdings im Zuge von Aufführungen.

Im besten Fall ist Raus Aktion auch ein Stück. Ebenso im schlechtesten. Würde ins Programm passen.

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