Soap&Skin, das ist Lebenstheatermusik, die anfangs in Verzweiflung, Tod und sonstig Bedrückendem nach Licht gesucht hat. Aber wie das mit dem Leben und dem Theater so ist, auch nach den wütendsten Stürmen beruhigt es sich, und sei es nur aus Erschöpfung. Baute Plaschg früher überlebensgroße Verteidigungstürme aus elektronischen Klängen und Leidensgesang zwischen sich und dem Außen, sind ihre Konzerte inzwischen zum gemeinsamen Moment geworden.
So auch am Freitagabend in der Arena, wo bei bestem Mittseptemberwetter ein außergewöhnliches Konzert stattfand. Intensität entstand dabei aus der Verknappung der Mittel (Klavier, Kämmerchenorchester, Percussion, wenig Elektronik) und der Worte. Daraus wurde ein Andachtsabend, bei dem, wie bei den Eltern im Konzertsaal, Handyklingler angezischt und Ruhe zum Zuhören gesucht werden. Insbesondere die romantische Liedkunst war da nicht fern: Soap& Skin ist inzwischen die Ö1-Musik der FM4-Hörer.
Die kamen in großer Zahl und auffällig großer Vielfalt. Denn die Musik von Soap&Skin ist auch ein Gegenentwurf zu den Triumphunterhaltungsklängen, die in Zeiten neu aufblühender Starke-Männer-Sucht auf der Siegerstraße unterwegs sind: Hier wird das Verletzliche behütet, das Fragende in Ruhe gelassen, und das Gemeinsame liegt darin, dass jeder mit sich selbst alleine ist.
So kam Plaschg dann auch auf die Bühne, ohne Auftrittspathos stand sie da, hielt sich am Mikrofon fest, in das sie alsbald Kräftiges singen und Weniges reden sollte.
Drei Alben von ihr sind inzwischen via Streamingdienst verfügbar, das letzte, weltfreundlichste, „From Gas To Solid / You Are My Friend“ stammt aus 2018.
In dieses Material fügten sich live Coverversionen ein, die Plaschg in ihre Musiksprache übersetzt: Sie macht etwa den 80er-Jahre-Discosong „Voyage, Voyage“ zur intensiven Abschiedsreisenballade. Das Ganze mit sparsamster Klavierbegleitung dort, wo sonst der Synthieklang wütet.
Später dann erst, lange nach dem wunderschönen „Wonder“, bäumten sich die Lichteffekte und die Elektronik auf, wurde der Emotionsdruck in der Arena hochgedreht.
Und kaum nur wollte man Abschied nehmen von diesem Abend: Mit der einen oder der anderen Trauerzeile im Kopf ging es in die Nacht, und ins Bewusstsein zurück, dass der Zustand da drinnen die Ausnahme zur Regel dort draußen ist.
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