So war "Die Frau ohne Schatten" im Haus am Ring
Musikalisch im Rang des Außergewöhnlichen, szenisch einfach nur austauschbar: Auf diesen Nenner lässt sich die Premiere der "Frau ohne Schatten von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal bringen. Ein Ereignis: Dirigent Christian Thielemann und das philharmonisch aufspielende, sensationelle Orchester der Wiener Staatsoper. Wie Klangmagier Thielemann bei diesem komplexen Werk alle Register seine Könnens zieht, welch herrliche Klangfarben, welch fantastische Nuancen, welch dramatische Ausbrüche hier hörbar werden, sucht seinesgleichen. Ein verdienter Bravo-Orkan für Dirigent und Orchester war die logische Folge.
Ebenso verdient, wie die Jubelstürme für die meisten Sänger. So ist Camilla Nylund eine Kaiserin von Weltformat, sie singt diese Partie mit traumhafter Sicherheit, höchster Intensität und atemberaubender vokaler Klarheit. Wie auch Nina Stemme eine Färberin der Extraklasse ist. Die Sopranistin bewältigt diese unfassbar anspruchsvolle Partie mit einer selten gehörten, packenden Souveränität. Als Amme hat es Evelyn Herlitzius da stimmlich schon etwas schwerer, sie meistert die Rolle aber mehr als achtbar. Tenor Stephen Gould gibt einen fabelhaften Kaiser mit allen geforderten Höhen, Wolfgang Koch glänzt als überaus lyrischer Barak, Sebastian Holecek ist ein sehr markanter Geisterbote.
Eine Inszenierung gibt es übrigens auch. Sie stammt von Vincent Huguet, erinnert an ein Konzert in Kostümen vor meist grauen Kulissen und enthält sich jeder Deutung. Musiktheater der Gegenwart sieht anders aus. Frenetischer Jubel für alle Beteiligten, höflicher Beifall und wenig Proteste für das Leading-Team rund um Huguet.
Kommentare