Sharktank: Bombenzünder und hymnische Pop-Refrains

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Die Debüt-Single „Washed Up“ war ein großer Erfolg, nun brachte das österreichische Trio sein drittes Album heraus

Ein Tonstudio in der Nähe des Wiener Westbahnhofs: Sharktank arbeiten an ihrem dritten Album. Im großen Aufnahmeraum jede Menge Mikrofone. Daneben im Aufenthaltsraum der Verstärker – voll aufgedreht. „Wir wollten unserer Instrumente auf diese Distanz einfangen“, erinnert sich Gitarristin und Sängerin Katrin Paucz im Gespräch mit dem KURIER.

Dieses Experiment hat das Trio auf dem Song „Bomb Detonator“ verewigt, der auf dem neuen Album „3“ erschienen ist. Darauf bieten Paucz, Produzent und Schlagzeuger Marco Kleebauer (eine Hälfte des Duos Leyya) und Rapper Michael „Mile“ Lechner eine klangliche Vielfalt, die von an Country oder die 80er-Jahre angelehnten Sounds bis zu wuchtigen Techno-Attacken und verspieltem Indie-Pop reicht und mit eingängigen Melodien glänzt.

„Im Laufe des Album-Prozesses haben wir angefangen, diese fast hymnischen Pop-Refrains zu schreiben“, sagt Paucz. „Aber weil wir sie experimentell verpackt haben, klingen sie nicht klischeehaft. Diesen Gegensatz lieben wir.“

Es hat ein bisschen gedauert, bis Sharktank zu diesem Sound gekommen sind. Drei, vier Songs hatten sie schon fertig gehabt, aber wieder verworfen. „Wir wollten zuerst so aufnehmen, wie man früher Soul-Platten aufgenommen hat“, sagt Mile Lechner. „Also die Songs so durchspielen, als wären wir auf der Bühne. Aber das hat uns dann zu wenig innovativ geklungen.“

Leicht gestört

Klar, in welche Richtung sie mit „3“ gehen wollten, wurde ihnen erst, als der Song „Blade On Me“ entstand. „Der fühlte sich bodenständig, aber gleichzeitig digital an“, erklärt Paucz. „Marco hat dafür die Drums aufgenommen, aber dann haben wir sie viel schneller gemacht. Dadurch klingen sie jetzt so leicht gestört. Das hat uns super gefallen, und wir haben viel mit Verfremdungen von echten Instrumenten gearbeitet.“

Die Texte und Raps schreiben Paucz und Lechner getrennt voneinander. „Das Verblüffende ist, dass das fast immer zusammen passt“, sagt Lechner. „Katrin hat für ,Cover Ups And Hiding‘ beschrieben, wie man nicht einschlafen kann, weil das Hirn alle Fehler durchspielt, die man gemacht hat. Und ich habe über zwei Leute geschrieben, die keinen Kontakt mehr haben, sich aber nicht überwinden können, einander anzurufen.“

Obwohl es in den Texten vorwiegend um Beziehungen geht, lassen die beiden auch Sozialkritik in „3“ einfließen. „Neon Screen“ zum Beispiel nimmt die Konsumgesellschaft aufs Korn. Paucz hatte dabei die Vorstellung von einem riesigen Billboard mit einer Coca-Cola-Flasche – „als Symbol für einen Konzern, der wie ein Gott verehrt wird“. Der Rap von Lechner thematisiert das Ego und das Konkurrenzdenken: „Manchmal übertreibt man das, denkt dann, ich habe viel zu viel eingekauft, oder ich habe den Mund zu weit aufgerissen. Wenn man erzählt, wie sich das anfühlt, ist das nicht so eine Kritik mit dem Zeigefinger. Da wäre auch nicht passend, weil wir uns selbst nicht ausnehmen.“ Die Phrase „Neon Screen“ hat Paucz erfunden. Kleebauer und Lechner haben sie nicht hinterfragt. „Aber das Wort gibt es nicht“, grinst Paucz. „Erst ein Lichttechniker hat uns aufgeklärt: Es gibt Neon-Lights und LED-Screens, aber keinen Neon-Screen!“

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