Sexismus? Journalismus? Streit um Ferrante-Outing

Blick auf Neapel mit dem Vesuv im Hintergrund.
Zahlreiche Schriftsteller solidarisieren sich mit der Bestseller-Autorin Elena Ferrante, die bisher unter Pseudonym geschrieben hatte

Am Wochenende wurde eines der wenigen verbliebenen Geheimnisse der Literaturwelt gelüftet: Die Identität der bisher unter Pseudonym publizierenden italienischen Bestseller-Autorin Elena Ferrante wurde durch einen Enthüllungsjournalisten aufgedeckt. Der Interessensgewinn war, so schrieb der KURIER, gering.

Die daraufhin entbrannte Diskussion aber war heftig: Zahlreiche Autoren stellten sich auf die Seite der Schriftstellerin; dem Journalisten wird u.a. Sexismus vorgeworfen, da er "aus dem Nein Ferrantes ein Ja" mache, wie Alexandra Schwartz im New Yorker geschrieben hat. Es werde der Wunsch der Autorin missachtet, anonym bleiben zu dürfen - was die Machtverhältnisse im Literaturbetrieb zementiere.

"Ich bin Elena Ferrante", schrieb Salman Rushdie auf Facebook.

Ferrante hatte zuvor die Wichtigkeit ihrer Anonymität betont und angekündigt, im Falle einer Aufdeckung aufzuhören, zu publizieren. Die Anonymität sei für ihren Schreibprozess "entscheidend".

Der Journalist, Claudio Gatti, verteidigte sich in der New York Times: Er habe auf das Geheimnis, aber nicht auf die Person abgezielt, sagte er.

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