Geheimnis um Autorin Ferrante soll gelüftet sein

Im Zentrum ihrer Romane: Neapel
"Frankfurter Allgemeine" nannte gemeinsam mit drei anderen internationalen Medien den Namen. Taucht diese nun unter?

Elena Ferrante ist, dank ihrer Neapel-Romane, eine höchst erfolgreiche Bestseller-Autorin. Ihre wahre Identität war jedoch bisher ein Rätsel: Niemand wusste, wer Ferrante wirklich ist. Nun veröffentlichten Medien in vier Ländern zugleich eine Recherche des Enthüllungsjournalisten Claudio Gatti: Er will die Identität Ferrantes enthüllt haben. Es handle sich in Wahrheit um die bisher als literarische Übersetzerin bekannte Anita Raja, berichten diese Medien am Sonntag.

Im deutschsprachigen Raum wurde die Recherche in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung veröffentlicht. Demnach emigrierte "ihre in Worms geborene Mutter, Tochter eines polnischstämmigen jüdischen Ehepaars, zusammen mit ihren Eltern 1937 aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach Italien". Die umfangreiche Recherche stütze sich u.a. auf bisher unzugängliche Verlagsdokumente und Immobilienkäufe, die Raja getätigt habe.

Erst im September war erstmals ein Roman Ferrantes auf Deutsch erschienen, „Meine geniale Freundin“. Es ist der erste Teil der „neapolitanischen Saga“, die auf Deutsch im Suhrkamp-Verlag erscheint - und prompt auf Platz acht der „Focus“-Bestsellerliste einstieg. Es geht um zwei Mädchen, die ganz unterschiedlich sind und doch über sechs Jahrzehnte beste Freundinnen bleiben.

Die Kritiker überschlagen sich vor Begeisterung: „Das beste Porträt einer Frauenfreundschaft in der gesamten modernen Literatur“, schrieb die „New York Times“. Und die BBC urteilte: „In diesen Romanen ist eine drastische Ehrlichkeit am Werk, die zugleich erschüttert und tröstet.“ Auch der zweite Teil soll nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen: Am 30. Jänner 2017 kommt laut Suhrkamp „Die Geschichte eines neuen Namens“ auf den Markt. Auch dann geht es wieder um die Freundinnen Lila und Elena, die in diesem Buch inzwischen 16 Jahre alt sind.

In Italien erschien der erste Band bereits 2011, seitdem entwickelte sich Elena Ferrante zum Weltstar - aber zu einem bisher unbekannten. Im "Spiegel" sagte sie, dass sie den Moment ihrer Enttarnung nicht fürchte. Aber: "Ich würde einfach aufhören zu publizieren.“

Übersetzungen des ersten Bandes seien inzwischen in 50 Ländern lizenziert, sagt eine Suhrkamp-Sprecherin. „Die verkauften Auflagen in Italien und den USA lagen jeweils bei einer Million Exemplaren.“ In Australien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Israel, Italien, Norwegen, Schweden, Spanien und in der Türkei hätten die Bücher Platz eins der Bestseller-Listen erreicht.

Doch warum hat man von all dem hierzulande kaum etwas mitbekommen und wieso erschien das erste Buch erst jetzt? „Suhrkamp hat die Rechte an der Tetralogie 2014 erworben und sich in einem Bieterverfahren gegen andere Verlage durchgesetzt“, erklärt die Sprecherin. „Da wir alle vier Bände in zeitnaher Folge veröffentlichen wollten, bedurfte es etwas Zeit, bis die passende Übersetzerin gefunden war, die dann auch die nötige Zeit mitbrachte, sich der fast 2.000 Seiten umfassenden Saga zu widmen.“
Und tatsächlich sollen Fans nach der Lektüre nie lange auf den nächsten Band warten müssen. Nach Teil zwei im Jänner ist Band drei „Die Geschichte der getrennten Wege“ für Juni 2017 geplant, der vierte Teil „Die Geschichte des verlorenen Kindes“ soll voraussichtlich im Oktober nächsten Jahres erscheinen.

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