Trotz allem: Kunst!
In der Schau, die noch bis 25. Juni einen Überblick über aktuelle Kunst von Frauen in China geben will, erzählen diese Werke vor allem eines: Druck, der kein Ventil nach außen findet, wendet sich irgendwann nach innen.
Dass Künstlerinnen aus dieser Situation heraus dennoch Werke schaffen und dass diese – nach Stationen in Norwegen und Dänemark – am Salzburger Mönchsberg eine Bühne finden, ist keine Selbstverständlichkeit. Viele Fotos, die etwa nackte und schwangere Körper oder Porträts von queeren Menschen zeigen, wurden vorsorglich in Europa produziert, um nicht bei der Ausfuhr an den Hürden der Zensur zu scheitern, sagt MdM-Direktor Harald Krejci, der das Projekt von seinem Vorgänger Thorsten Sadowsky übernahm.
Die Künstlerin Liu Xi, die auch als Co-Kuratorin fungiert, deklarierte ihre Arbeiten bei der Ausfuhr als „schöne Blumen“. Es sind fragile Porzellanobjekte, die aber doch unschwer als stilisierte Vulven zu erkennen sind.
Vor dem Hintergrund des Eiertanzes um das, was nicht gesagt oder gezeigt werden darf, ist „Stepping Out“ eine mutige Ausstellung, wenngleich nicht alles in gleichem Maße zwingend und relevant erscheint. Insbesondere im oberen der zwei Museumsgeschoße fehlt es der Präsentation an Spannung, die Säle sind hier schlicht zu groß.
Nichtsdestotrotz ist die Schau ein hilfreiches Update – denn man weiß immer noch viel zu wenig über Chinas Kunstwelt abseits offiziell sanktionierter Harmlosigkeiten, vom Markt gehypter Kunststars und der Ausnahmeerscheinung Ai Weiwei, der als Dissident und im Westen geliebter Großkünstler kaum als repräsentativ für Chinas Szene gelten kann.
Fuß im Kunstsystem
Einige Künstlerinnen haben aber ihren Fuß in die Tür des westlichen Kunstsystems bekommen – etwa die mit Digitalästhetik experimentierende Cao Fei, die auch den „Eisernen Vorhang“ in der Wiener Staatsoper für die laufende Saison gestaltete, oder Cao Yu, deren Video „Fountain“ – es zeigt Milch verspritzende Brüste – bereits 2015 bekannt wurde. Im selben Jahr präsentierte die Choreographin Wen Hui den subtilen poetischen Tanz mit ihrer „Dritten Großmutter“ – der Großtante – im China-Pavillon der Venedig-Biennale.
Die Schau holt also nicht unbedingt immer das Neueste hervor. Und die Frage, welche der Werke im gegenwärtigen China nach wie vor möglich sind, hängt wie eine Wolke über ihr. Oft bleibt das Gefühl, dass man die Überbleibsel einer ohnehin schon verhaltenen Öffnung zu bestaunen hat.
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